2023-03-04 Tag 149 Back to mediterrane Turkey Nach der Spannung in Pakistan und der ständigen Polizeibegleitung, dem verweigerten Visa für den Iran, die Konflikte in Kurdistan wieder an Kraft zugenommen haben und die Durchreise ins Erdbebengebiet in der Türkei geführt hätten, habe ich die einzige sinnvolle Variante mit einem Flug in die Westtürkei bevorzugt.
In Izmir ankommen, Platz suchen um das Fahrrad zusammen zu bauen, neuorientieren und langsam Richtung ägäisches Meer aufbrechen. Die Türkei der 80 ziger, der 00 Jahre und das letzte mal 2013 ist nicht mehr wieder zu erkennen. Die Preise sind saftig, das türkische Selbstbewusstsein außergewöhnlich entwickelt.
Auf dem Weg nach Cesme tauchen all die touristischen Ghettos auf – wie überall auf dieser Welt – abgrundtief hässlich und eine unkultur wo Erholungssüchtigen in wenigen Tagen richtig abgezockt werden. Zum Bescheissen braucht es ja immer zwei, einer der tut und einer der mittut – Gänsehaut!
Nach Monaten der angenehmen Wärme, machen mir die Abend oder besonders die nächtlichen Temperaturen schon noch zu schaffen – alles andere wäre gelogen. Glaube jedem wird bewusst, wenn er einige Monate im fernöstlichen Ausland verbracht hat, auf welcher Wolke von Luxus wir hier leben. Was mir völlig unverständlich ist, ist dieses europäische Rechte herumgemeckere über Ausländer und das was wir alles verlieren könnten, anstatt zu schätzen was wir haben und deren Qualität zu verbessern.
2023-03-12 Tag 157 Exploring Peloponnes Der mediterrane Charme von Athen, hat meine Freude auf dem Peloponnes beflügelt. Der Start am Tag des Generalstreikes von Griechenland hat die Sache ein bisschen verkompliziert, aber der Umweg war nicht so groß. Die Hoffnung dass sich Richtung Süden die Temperaturen normalisieren, ist nur bescheiden eingetreten. Allerdings macht sich die anspruchsvolle Landschaft in den zurückgelegten Höhenmetern sichtbar. Es kommen fast immer 1000 Meter zusammen und dürfte in der Kontinuität die anstrengendste Gegend meiner Reise sein.
2023-03-16 Tag 161 Unintentional break again Auf die Frage wieso schon wieder ein Generalstreik, haben mir ein paar junge Griechen ganz salopp geantwortet: es ist Winterzeit da ist es immer so – meint jetzt ist das Zugsunglück als Aufhänger aber die Proteste gegen die Regierung und die nicht kommende Änderung der Gesamtsituation, machen alle Leute ärgerlich. Aber beim Volkssport Steuerhinterziehung sind alle Weltmeister – außer im Lebensmittelgeschäft habe ich keine einzige Rechnung bekommen …..
Meine Fahrt hat mich nach Mani geführt an den südlichsten Punkt des mittleren Armes des Peloponnes. An Sparta vorbei über Gythio, Kokkala, Alija und hoch nach Kalamata das wahrscheinlich als Olivenparadies jedem ein Begriff ist. Wahnsinns Strecke mit jeweils zwischen 1000 bis 1800 Höhenmeter am Tag.
Die landschaftlichen Reize von Mani sind sehr überzeugend. Bei den Türmen die oft sichtbar sind handelt es sich um Wehrtürme, wie in Georgien im Kaukasus. Hier hat man sich früher den Schädel eingeschlagen im Namen der Ehre, des Stolzes und der Moral und dem Segen der Orthodoxie, welche dies bis in die heutige Zeit macht – die gleichen Idioten die auch den Dschihad absegnen! Alle touristischen Gebäude werden jetzt in diesem Style errichtet und es wird auf Ruine gemacht – schließlich muss jeder Ritter seiner Prinzessin was bieten und wenn es nur romantische Oberfläche ist …. ( Frei nach Niawarani: „Der Mensch ist ein Trottel“ )
Das Wetter ist immer noch nicht berauschend, sprich in der Nacht hat es teilweise unter 10 Grad auf Meereshöhe. Habe mich entschlossen weiter nach Killini zu fahren und über die Inseln nach Norden zu hoppeln. Der erste Weg war nach Kefalonia Poros und über den Bergrücken hinunter nach Sami – jetzt stecke ich fest, weil wieder Generalstreik …..
2023-03-20 Tag 165 Sarande South Albania Irgendwie macht uns der Kapitalismus fertig. Es brennt an allen Ecken, und alle Rezepte scheinen verloren gegangen zu sein. Wenn in Nordgriechenland riesige Orangenplantagen mit Glyphosat behandelt werden, die schrecklichen Gräser nicht den Wachstum des orangen Saftes verhindern, wird mir schlecht und ich bin nicht davon überzeugt dass die Hauptpflanze nichts davon abbekommt. Überhaupt werde ich das Gefühl nicht los das neben dem Tourismus keine wirkliche Alternative in Nord Griechenland besteht – eine beklemmende Aussicht. Mein Wunsch mit den Fähren über Insel zu Insel nach oben zu hoppeln konnte nicht umgesetzt werden, weil diese erst ab Mitte April ihren regulären Betrieb aufnehmen. Von Khilini nach Kefalonia, dann wieder nach Astakos ans Festland übersetzt und über Igoumenitsa nach Norden gefahren. In einem netten kleinen Kaffee habe ich mit dem Wirtsleuten geredet die mit ein bisschen Tourismus, Landwirtschaft und selbstgemachten Früchten/Marmelade versuchen ihr Auskommen zu finden. Ihr 20-jähriger Sohn hat jetzt gerade einen Job angenommen der monatlich mit 450 Euro honoriert wird – es gibt einfach keine Arbeit dort ….
Wenige Kilometer nördlich und eine Grenze weiter, habe ich mich wieder ausgekannt. Rundkugelige schwarz gekleidete Männer, Autos mit Stern und vier Ringen, Alufelgen, dicke Auspuffrohre in allen Ausführungen und Tourismus, der für albanische Verhältnisse doch ordentlich was abwerfen muss. Es ist komisch die Landschaft ist dieselbe, aber die Leute machen das andere Land so spürbar. Die Schluderei und der Geldmangel sind hier natürlich genau gleich spürbar aber es ist trotzdem total anders – habe gelesen, dass das Wesen darin besteht, dass die Albaner aufeinander schauen – diese Konstante merkt man einfach – Armut verbindet und driftet nicht sofort in einen unsolidarischen Kapitalismus ab. Bin in der südlichsten Stadt Sarande angekommen und merke wie wohl es tut mich ohne zeitliches Limit bewegen zu können.
2023-03-23 Tag 168 Sarande, Vlora to Tirane Es geht langsam Richtung Norden und es wird frischer. Nicht mehr die beste Strecke entscheidet, sondern einen Weg zu finden der einem nicht auf über 1000 m hoch bringt und alles erstarren lässt. Das Stück von Sarande nach Flora hatte ich eine perfekte Ausrede den Bus zu nehmen, weil es in Strömen regnete und Mörder anstrengend ist – auf 120 km sind 2700 Steigungsmeter zu bewältigen die in über 1100 m Seehöhe und Regen einfach keinen Spaß machen. Bin in Flora selbst noch nass geworden und konnte mich nur mit 15 Minuten heiß duschen richtig aufwärmen. War bei einem Restorator zu Gast der mir viel über die illyrische Geschichte und seine Werke in der Gegend beschrieben hat. Anderntags bin ich dann bei schönem Wetter Richtung Tirana aufgebrochen. In der gelebten Paranoia von Enver Hodhxa, wurden so wenige Brücken als irgend möglich gebaut und heißt in der Praxis man kann nicht der Küste entlang fahren ohne wieder einen riesen Umweg ins Landesinnere zu machen um überhaupt über den Fluss zu kommen.
Auf jeden Fall bin ich trotzdem bei Mörderverkehr in Tirana gelandet und habe mir eine besondere Absteige ausgesucht – bei einem älteren Herrn der in seiner Kommunistenzeit hängen geblieben ist, aber einen ganz lieben Platz im fünften Stock eines Hochhauses mit Balkon zu Vermietung hat. Der Besuch des Hauptplatzes von Tirana finde ich besonders schön, erstens weil eben besonders und zweitens ein Stück Kultur nach dieser weiten Strecke von touristischer Küste und klassischen Bauernland. Übrigens was Besonderes: im Bunkart, dem Museum der dunklen Zeit Albaniens habe ich den Pensionisten Rabatt bekommen. Ja es ist einfach so Falten machen’s aus ☺️😎🤓…
Apropos alt sein: es ist ein Elend anzusehen wie hier in Tirana ältere gepflegte Menschen im Café sitzen, dem Kommunikationsort der Albaner, und feststellt, dass sie sich nicht mehr als einen Kaffee für 30 Cent leisten können mit einem Glas Leitungswasser dazu. Die Durchschnittspension in Albanien ist zwischen 100 und 200 € im Monat, auch hier kein Geld um über die Runden zu kommen. Zum Glück funktioniert das Sozialgefüge hier noch besser wie bei uns – Tendenz fallend wenn der Druck größer wird.
2023-03-26 Tag 171 Shkodra, Montenegro to Dalmatia Die letzten Tage habe ich wieder einmal richtig Gas gegeben. Nach Shkodra hoch war ein unheimlicher Verkehr und praktisch keine Möglichkeit um auszuweichen. Deshalb habe ich für rund 60 km den Bus benutzt. Ab der Grenze war es dann sehr ruhig Richtung Bar, kein Verkehr aber immer auf und ab. Bar ist keine besondere Stadt, was auffällt in Montenegro es ist voller Balkanesen anderer Nationalitäten und Russen. Alle Schilder und Plakate sind auch in russisch angeschrieben und auch mentalitätsmäßig sind die anders drauf als die Albaner. Es wird voll auf die Tourismuskarte gesetzt und ich frage mich wie das funktionieren soll wenn die wirklich in der EU sind. Was mich aufgeregt hat, dass Einheimische andere Preise zahlen als Leute die zu Besuch sind. Für die Balkanesen und die Russen kein großes Problem in diesem Substandard zu urlauben, obwohl er einen Ticken höher ist als in Albanien.
Erwähnen möchte ich noch meinen Host im Nobelviertel über Tirana. War bei einem älteren gebildeten Herren einquartiert der mir zwei Tage die Großartigkeit der lllyrer erklärt hat. Einerseits interessant, aber wenn einem dann erklärt wird, dass auch die ägyptischen Pharaonen, die Farsi und auch die Inder von den lllyrern gelernt haben, merkt man wie diese Geisteshaltung vom totalitären Kommunismus immer noch durchwoben ist – amüsant auf jeden Fall.
Wirklich wieder im „normalen“ Europa zu sein hatte ich erst nachdem ich die Grenze Dalmatiens überquert habe. Es gibt eine wunderbare Sekundärstraße bis Dubrovnik die durch die liebliche Dörfer, Weinbau mit Viehzucht und Pferden – die vertikalen Zypressen strukturieren die Landschaft. Dubrovnik selbst war angenehm temperiert und mit dem weiteren Fortkommen der Heimreise beschäftigt, einem bevorstehenden Kälteeinbruch mit zwei regnerischen Tage, haben die Aussichten getrübt. Auf nach Split um die einzige Fähre die im März nach Ancona fährt zu erwischen.
2023-03-29 Tag 174 Ancona, north direction Ferrara Wirklich gefreut habe ich mich nach Italien zu wechseln. Nach Monaten wieder einmal das Wasser aus dem Hahn trinken zu können ohne sich verkopfen zu müssen – herrlich! Von der Fähre direkt nach Norden ins Tourismusbusiness pur. Cattolica, Misano ( unglaublich was die dort für einen Level haben ) Riccione, Rimini nach Ravenna. Schöne Stadt am Rande des Podelta`s mit seinen Flamingos die hier überwintern. Bretteleben ist es hier – der Apennin ist nicht zu sehen und die Alpen auch noch nicht und reinstes Agrarindustrieland in dem kein m2 ungenutzt bleibt. Diese intensiven Nutzung macht auch den Wohlstand der Gegend aus und die Industrialisierung wird merklich mehr. Hier in Ferrara pflegt man einen relaxten Lebensstil, leider sind die Temperaturen noch nicht wirklich angenehm oder anders geschrieben 7 Grad um 9:00 sind noch nicht die Welt.
2023-03-31 Tag 176 Po to Adige in Verona Die Temperatur ändert sich leider nicht. Nach zwei Nächten im Zelt und drei Tagen zwischen 5 und 10 Grad ist es immer an der Grenze sich mit der Schwitzerei eine Erkältung einzufangen. Bis jetzt gut jongliert, aber irgendwie ein bisschen Energieverschwendung für meinen Geschmack – anders formuliert es geht mir langsam auf den Wecker, die Partie mit Handschuhen und so! Die Passage von Po zu Etsch war einigermaßen interessant und ist dann in einen schönen Einlauf Verona Zentrum übergegangen. Sehr mondäne. auffallend gut gekleidete Menschen, viel Historie und eine selbstverständliche Italianata – irgendwie cool. Die Kälte hat mich dann weiter getrieben und ich bin der Adige aufwärts Richtung Trentino gefolgt.
2023-04-02 Tag 178 Etschtal to Bolzano Schon mehrmals rauf und runter war die Fahrt Routine, leider Temperatur immer noch im Grenzbereich, einsetzender Regen und eine überraschende Einladung haben die Entscheidung erleichtert – kein Reschenpass bei Schneegestöber, sondern mit der Bahn ab über den Brenner nach Innsbruck und weiter nach Vorarlberg.
2023-04-04 Tag 180 Yuhhhuu – ich hab’s geschafft und bin wieder gesund, ohne Unfall oder sonstige Übel Zuhause gelandet, alles noch ein bisschen holprig nach 6 Monaten Abstinenz aber es fühlt sich gut an …… den Rest werde ich in einem Überblick zusammen fassen, wenn ich wieder einigermaßen weiss wo Schlüssel, Papiere, Post und all der Kleinkram geordnet sind …..