2023-09-24 Nachdem klar geworden ist, dass die einzige einigermaßen sichere Strasse über die Autobahn führt, danach auch nur Autobahn und Schnellstraße existieren, habe ich den Bus nach Nayarit in die Hauptstadt Tepic genommen. Angenehmer Nebeneffekt, Sie liegt auf 1000 m und es ist hoffentlich kühler und nicht so schwül. Ganz vergessen habe ich dass mein Host Pez ein Triathlet ist und gerade Mexico beim ParisBrestParis vertreten hat.
2023-09-25 Mein Wunsch nach normalen Temperaturen deutlich unter 40 Grad wurde war sehr überrascht von der Lebensqualität in Tepic. Gute übersichtliche Stadträume, schöne Kathedrale, riesen Park der sehr beliebt und voll bespielt wurde. Nach einer dieser schlechten Nächte wo einem jeder erdenklichen unerfreuliche Blödsinn durch den Kopf geht, bin ich 5:30 Richtung Guadalajara gestartet. Gleich nach der Stadt hat ein richtig feuchter Dschungel angefangen, mit dem erste Regen seit 5 Wochen!!! Hat mich sehr an Angola erinnert von Formen und der Art der Vegetation.
Nachdem die Landschaft weitläufiger geworden ist, konnte ich erst die überall sichtbare erloschene Vulkan mit Ihrer speziellen Form entdecken. Die Fahrt selbst abwechslungsreich aber fordernd – immer auf und ab….. was besonders noch: es tauchen überall Röcke auf – vom Schulmädchen bis zu traditionelle gekleideten Damen – das Besondere ist die Länge und zwar 10 cm überm Knie und immer richtig buschig – hab leider kein Bild gemacht ( hab immer noch Hemmungen den Leuten einfach meine Linse daufzudrücken …. ).
2023-09-26 Ab 2000 m ist es superfein um zu radeln. Auf der Strecke bin ich dann tatsächlich in den Ort Tequila gekommen. Eine Ansammlung voller Fabriken in der all diese Agavenwurzeln in den kostbaren Saft verwandelt werden. Die Knollen haben einen Durchmesser zwischen 40 und 50 cm und sind mit abgehackten Blättern kugelrund. Das wechselnde Klima mit ca 3 Monaten Regenzeit ermöglicht dieses eigenartige Wachstum – praktisch jede freie Fläche auch direkt am Straßenrand wird mit Agaven bepflanzt. Die Pflanze selbst braucht fünf Jahre um geerntet werden zu können, aber keine zusätzliche Behandlung oder Wasser in der Trockenheit. Meint a „gmahte Wiesn“ wenn sie Mal angewachsen ist.
2023-09-27 Es war ein weiterer Tag mit 2280 Höhenmeter und ich bin am Abend in Guadalajara eingerollt. Mit 7 Mio die drittgrößte Stadt die Mexico. Kultur An jeder Ecke, Wohlstand, dichtes Netz an Fahrradwegen, stark bepflanzt Alleestraße und meist 2 bis 3 stöckige Struktur.
Aldo hat heute eine tolle Tour mit mir durch seine Stadt gemacht. Über warmshouwers habe ich Unterkunft bei ihm bekommen und von einem weltgewandten Menschen seine persönlichen Vorlieben zu erfahren ist eine wunderbare Sache. Guadalajara hat mich mächtig beeindruckt und ich werde es noch ein bisschen genießen.
2023-09-28 Nach ein paar Wochen Abstinenz, zu spüren welche Energie durch Kultur übertragen wird, ist immer ein besonders herzerfrischende Freude! Bin über Qualität, Vielfalt und Stellenwert sehr überrascht, begeistert und auch beeindruckt….
2023-10-03 Sapperlott die Tage gehen um! Also, ich bin von Guadalajara weiter Richtung Osten gefahren in die Stadt Tepatitlan. Auffallend an dieser Region, jetzt schon in einer Höhe von knapp unter 1900 m, ist das üppigem Grün wo Viehzucht betrieben wird und zwar nicht für Fleisch, sondern für die Milchproduktion. Wunderbare Landschaft mit vielen Blumen wiesen und vereinzelten Bauernhöfen, Ranchos genannt. Gefolgt bin ich den Val de Guadeloupe und eines wurde merklich – ganz schön frisch hier am Morgen. Die Nächte habe ich im Zelt verbracht und bin dann langsam Richtung Norden aufgebrochen nach Lagos del Moreno.
Ungefähr in der Mitte davon war ein markanter Cut obwohl sich die Höhenlage nicht wirklich verändert hat. Es ist merklich trockener geworden. Lagos ist eine wunderbare Kleinstadt mit ca 150.000 Einwohnern die sich um einen Hügel schmiegt und um einen kleinen vulkanischen See. Leider ist vom See nichts mehr übrig weil durch die intensive Bewirtschaftung der Grundwasserspiegel so tief gesunken sein muss, dass es zwar grün ist aber nichts von einem See zu sehen ist. Den alten Bildern entsprechend muss es saisonal ab und zu doch viel Regen und den See füllen, aber ich habe nichts davon gesehen und bin um den halben See gefahren.
Nach drei Tagen Piste und Track bin ich dann in Leon angekommen. Eine 1,7 Mio Stadt die direkt an der Grenze des Staates Guanajuata liegt. Alles ist sehr spanisch hier, nicht komisch gemeint, sondern wenn man die Bilder sieht wie die Plätze gestaltet sind wie die Gassen ausschauen, könnte man meinen man ist in Spanien. Leider hat dieser Staat keinen besonders guten Ruf, weil er die meisten Schusswaffen Tote Mexico ’s hat. Dies betrifft jedoch Bandenkriege und hat hoffentlich nichts mit Touristen zu tun!
Unterschlupf über warmshouwers habe ich bei Fernando und Fernanda mit ihrem zwei Töchtern bekommen und wir haben einen netten Abend verbracht. Es ist sehr angenehm wie diese Möglichkeit des Reisens und der Unterkunft mit sozialem Anschluss funktioniert! Am Abend haben wir die Töchter von der Schule abgeholt und leckere Pizza gegessen.
2023-10-05 Guanajuato ist eine außergewöhnliche Stadt – irgendwie lässt sie sich mit Jodhpur vergleichen – verschiedene Religion aber viel Pracht Wohlstand und Stolz. Die Stadt selbst ist recht anstrengend weil sie über mehrere Hügel verteilt ist. Verwirrend ist auch dass diese Hügel mit Tunneln durchbohrt wurden so dass man sehr leicht die Orientierung verliert und schauen muss wo man sich tatsächlich befindet.
Hier ist Wohlstand und man sieht des öfteren ältere Damen und Herren die sehr gepflegt und stolz durch die Gegend spazieren.
Ein Museum del Muerto habe ich noch besucht in der verschiedenen Mumien ausgestellt sind und die Aussicht in ein paar Jahren eventuell auch so auszusehen, fördert den Genuss des Jetzt – danach ist es sowieso vorbei.
Die Stadt bietet außergewöhnliche Ausblicke durch die Topographie und ins Zentrum kommt man völlig naturbelassen an einem Bach der bestialisch stinkt, aber der Wilde Streifen Grün macht es fast unwirklich.
2023-10-06 Auf der Weiterreise bin ich noch auf ein Juwel gestoßen – meine erste Pyramide in Mexiko in Canada de la Virgen – der Besuch war nur mit Führer gestattet und aus seinem spanisch konnte ich das Sammelsurium von Völkern hören, die diesen Ort gestaltet haben und die Fertigstellung soll 950 vor Christi gewesen sein. Außergewöhnlich ist der Umstand dass der Ort erst 1995 entdeckt bzw archäologisch ausgegraben wurde. Es besteht aus vier Sektoren die natürlich von der Pyramide am meisten geprägt sind.
2023-10-07 Von der Pyramide auf in die nächste Stadt namens San Miguel de Allende. So was kompakt Schönes habe ich schon länger nicht mehr gesehen. Viele Ami’s sind hier und man merkt den umtriebig touristischen Wohlstand. Das kulturcenter und die Umgebung der Kathedrale mit gehaltvollen Geschäften machen diesen Ort aus. Die Distanz der alten Kultur zur Neuzeit der Conquistadores aus dem 16 Jahrhundert ist in Wirklichkeit beziehungslos.
Es gibt keine wirkliche Verbindung und die Präsenz des spanischen ist sehr vereinnahmend. Dies hat mich seit der Grenze die letzten 2000 km begleitet. Trotz allem reizvoll und super schön und interessant.
Weiter bin ich dann durch das Val Hermanos, einen Nationalpark der mit ursprünglicher Natur und Landschaft aufwarten kann um dann Richtung Queretaro hinunter zu rollen.
2023-10-08 Queretaro heißt die Stadt die ich vielleicht nie kennengelernt hätte, wenn nicht da so ein ausgeflippten Typ in der Baja getroffen hätte den ich hier besuche.
Die Stadt selbst liegt leicht erhöht im Zentrum des gleichnamigen Bundesstaates. Die Besonderheit hier ist wieder diese Ansammlung von Kultur, zeigt sich mit Kunstausstellungen, Galerien und Museen die alle frei und kostenlos zu besichtigen sind. Vom Kultursaal der Stadt war ich besonders beeindruckt, weil fast alle Veranstaltungen öffentlich und frei zugänglich sind. Dinge die ich auf diesem Niveau nie von Mexiko erwartet hätte.
Der Stellenwert von Kultur ist sehr hoch man sieht es an den vielen Besuchern. Vereinzelt sind ausländische Besucher auszumachen aber das gro sind die Mexikaner selbst.
Einen schönen Trailausflug habe ich mit Iguano und seinen Freunden gemacht – herzlichen Dank das war eine tolle Sache!
2023-10-10 Wisst Ihr wo Hueypoxtla ist? Ich bis heute auch nicht: was ist passiert? Im Dorf davor habe ich gefragt ob es hier einen sicheren Platz gibt um mein Zelt aufzustellen und sie haben mich nach Hueypoxtla vertröstet. Dort angekommen steht am Dorfplatz die Gemeinde Polizei. Ich hab gefragt und dann ist die Telefone heissgelaufen. Nach einer halben Stunde, es hat bereits zu regnen begonnen, war die einhellige Meinung der Polizei, ich soll ins Hotel gehen aber: der Bürgermeister persönlich ist extra gekommen um mich herzlich einzuladen und mir wurde sogar eine riesige Jause übergeben. Zur Draufgabe hat mich dann die Polizei ins Hotel eskortiert und nach Besichtigung das Zimmer übergeben. 🙃🙃🙃
Das ist Mexico !!!
2023-10-11 Alles Gute zum Geburtstag Grosser 😉. Die Fahrt über den Track hat mich dann nach 40 km nach Teotihuacan gebracht. Erschrocken bin ich von der großen Tourismusmaschine, aber weil es so früh war ist es erträglich gewesen. Die Anlage selbst wurde 100 nC fertiggestellt und erstreckt sich vom Mondtempel von Osten nach Westen.
Die Anlage ist ca 1,5 km lang und 500 m breit und liegt heute fast im Siedlungsgebiet. Sehr markant sind die drei Pyramiden mit ihrer außerordentlichen Größe bis zu 66 m Höhe. Es war irgendwie beeindruckend, aber wirkliche Emotionen konnte ich nicht bei mir entdecken. Das Teil ist einfach so groß dass man es nicht richtig fassen kann und die Interpretationen wie viel mich schon oft festgehalten wurden sind in vielem auch Spekulationen weil man nicht viel über diese Kultur weiß.
Nach der Besichtigung habe ich mich kurzerhand entschlossen doch noch die 50 km bis ins Zentrum von Mexico City zu strampeln. In große Städte einzufahren die einem Ihre langen Arme des Radwegenetzes entgegenhalten, ist sehr angenehm.