Der Grenzübertritt war eine einfache Sache mit ein paar Stempeln aber eigentlich recht legere und in ein paar Minuten erledigt. Voll von den Socken waren wir allerdings von der Tatsache dass alles sehr gepflegt und sauber gewesen ist. ATM aufgesucht Karte rein – alles hat funktioniert und die Leute waren zwar sehr zurückhaltend aber ausgesprochen freundlich – wir haben uns hier wohler gefühlt als bei den westlichen Nachbarn.
Durch die besondere Form des Landes wollten wir die Route am hohen Kaukasus als die Unsere ausgesucht und wollten direkt über die Hügel Richtung Baku fahren- aber: die Natur war stärker weil wir über Tage im Regen und bei Temperaturen um die 5 Grad gefahren sind. Da es dann in Seki fast frostig geworden ist haben wir beschlossen den Plan zu ändern und haben uns die 500 Höhenmeter in die grosse Senke oder Mitte des Landes fallen lassen.
Land mit Gefälle meint auch eine gewisses Mass an Gefälle in den Köpfen und es war merklich abnehmend das Entgegenkommen, die Freundlichkeit und das Interesse Richtung Meer. Ein lustiges Erlebnis hatten wir noch als wir in einem bäuerlichen Kleindorf zum Essen eingeladen wurden und auf den Gasthaus Tischen übernachtet haben. Liebe Grüsse und vielen Dank für Eure Gastfreundschaft.
Richtung Meer die Landschaft flach und unspektakulär sind wir dann auch Seiten wegen nach Sirvan ( eine Ölstadt mit Pumpen im Stadtgebiet ) wor wir unser absolt heruntergekommendste Absteige, sprich einziges Hotel benutzen mussten – Inshallah : übrigens die Azeri´s trennen Staat und Religion konsequent und finde ich eine gute Sache. Mit Korruption waren wir nie in Berührung gekommen.
Nach Sirvan waren wir ein bisschen unsicher wegen der Fähre um die sagenhafte Schauermärchen ranken – vergesst es, war ganz normal, Ticket online gekauft, nur einen Tag gewartet uns los ging es. Der Hafen von Baku heisst Alet und befindet sich 75 km südlich der Hauptstadt. Diese letzten 55 km
Schade haben wir es gefunden dass wir Baku nicht gesehen haben – aber genau an diesem Wochenende war die ganze Formel 1 Truppe zu Besuch und die Azeri´s haben geschumpfen, weil praktisch die ganze Stadt abgeriegelt wurde und wir nach diesen Trubel keine Verlangen verspürt haben.
Die Fähre über das kaspische Meer war ein tolles Erlebnis und mit Vollpension waren USD 80,- in Ordnung. Schönes Land im Norden, einfach zu bereisen – Alles gut.
Es war sehr schön langsam in den Neuen Hafen von Aqtau einzulaufen. Wie in Baku wurde der Hafen ca 95 km südlich ca 25 km zum nächsten Ort mit Namen Kurik angesiedelt. Aus dem dicken Bauch heraus und alles war anders – total anders! Die Azeri´s leben doch recht dicht aufeinander was man bei 4.8 Mio Kazachen auf 2,2 Mio m²/km nicht behaupten kann.
Die Menschen haben einen komplett anderen, zentralasiatischen Ausdruck im Gesicht, sind herber und ein bisschen verschrobener, aber durchaus sehr freundlich, aber sehr sehr zurückhaltend – es gibt hier viel Platz einander auszuweichen wäre es noch zu umschreiben.
Das Land hat uns gut aufgenommen und wir haben gleich die erste Nacht in der Steppe verbracht – herrlich diese Weite! Und dann hat unsere Windgeschichte angefangen: wir europäischen Westwetterkinder waren im Glauben, dass es hier auch so wäre – denkste! Wo wir waren hatten wir Gegenwind in Kazachstan – Steppe heisst keine Berge, keine Bäume, nichts hinter dem man sich verstecken könnte – den ganzen Tag so eine steife Brise zwischen 30 bis 50 km/h ins Gesicht – ufff.
In Mangystau sind wir dann am Abend völlig erschöpft zum Bahnhof gerollt und haben voll besetzten Bahnhof gefragt ob es da einen Zug Richtung Norden nach Beyneu geben würde – darauf gabs ein englischloses Jein und dass der Zug in 30 Min abfährt aber ausgebucht sei. Darauf hab ich einem Uniformierten ( unwissend dass er ein Schaffner ist, weil hier jeder Zweite eine Uniform trägt ) erklärt dass wir nach Norden wollen und er hat uns einfach abgeschleppt. Die Fahrräder verstaut im Gang und wir in den Liegegelegenheiten der Schaffner gelungert ( schlafen war nicht wirklich ). Da sich Eisenbahner auf der ganzen Welt zu helfen wissen, haben die schwarz kassiert und wir sind am Morgen 5:00 zum halben Preis schwer übernächtig in Beyneu gelandet.
In Zentralasien gibt es übrigens in jedem Wagon ein offenes Feuer um das Teewasser warm zu machen, weil ohne Tee geht hier gar nichts.
Von dort sind wir dann losgeradelt Richtung Karakul Wüste und nach 2 Tagen an die uzbekische Grenze gekommen. Kurzer aber spannender Aufenthalt in diesem wilden Land mit dieser unglaublichen Weite. Der Grenzübertritt war der Hit und wir endlich Millionäre! Nach 2 Tagen Gegenwind ab Beyneu sind wir dann in Uzbekistan angekommen und sind als Letzte da wir kein Fahrzeug gehabt haben, als erste eingereist – ein Entschädigung der die Motivation enorm erhöht 🙂 .
Nach kurzem Stop, Geld wechseln Simkarte bla bla, sind wir gleich nach Karakulpakstan weitergeradelt. Einst Hauptstadt eines eigenen Staates der irgendwann von den Usbeken geschluckt wurde, dem Wetter bzw Windbericht haben wir uns entschlossen die 450 km ( längster Wasserstop 160 km ) mit dem Zug zurück zu legen und freundlicherweise hat uns der Kartenverkäufer ein Zimmer bei seiner Schwester vermittelt ….
Karakolpakstan, ursprünglich ein eigenständiger Staat der jedem Usbeken ein Begriff ist und sich in Form einer Kleinstadt mitten in der Wüste erhalten hat. Kein Hotel, big rules aber eigentlich geordnet und klar ist es uns vorgekommen, weil hier die übermächtige Natur solche Kraft hat. Fast 50 Grad im Sommer und – 30 zur kältesten Zeit – was uns sehr aufgefallen ist war diese Armut die sich in den Wohnverhältnissen am meisten gezeigt hat – das Wohlwollen und die Abhängigkeit vom Staat sehr spürbar.