Das ist Kasachstan – rund 3500 km lang und 2000 km breit und unvorstellbar groß. Es gibt einen sich langsam vollziehenden Wechsel von mit Birken durchmischten Felder der russischen Ebene oder umgekehrt und einen langsamen Wechsel in nur noch Felder und schließlich der Übergang in die unendliche Steppe – wunderschön aber zum fürchten groß. Unglück oder doch andersrum hat mich die sibirisch
Kälte ganz ordentlich verfolgt – bin jetzt so ziemlich im Süden in der über 40 Gradzone, habe jedoch erst heute Nachmittag die langen Unterhosen ausgezogen.
Um die Weite noch anders zu beschreiben: bin heute auf einer 300 km langen Strecke mit wenigen leichten Knicken bei rund 70 kmh Seitenwind geradeaus gefahren ….. die Motorradler wissen wovon ich spreche und für die anderen – es war s..anstrengend…….
Wie es auf so einer Reise eben ist, müssen ab und an Korrekturen gemacht werden.
Die Wichtigste dabei ist Jene, das ich mit gleicher Unwissenheit wie so viele geglaubt habe, ich könnte im Grunde zwei Fliegen mit einem Schlag machen oder anders herum die Mongolei mit Zentralasien mischen.
Es wird nicht gemischt und ich habe entschieden Kirgisien und Usbekistan zu einem anderen Zeitpunkt zu bereisen. Die Distanzen und die extreme Hitze in Usbekistan haben mich dazu bewogem. Bin an der mongolischen Grenze gestanden, hab geschluckt und gedacht – ver.ammt es sind immer noch mindestens 8000 km bis nach Hause …..
Jetzt bin ich in Kasachstan und merke, dass es die richtige Entscheidung war. Bin mit Travis bis nach Omsk gefahren weil er kein kasachisches und vor allem kein russisches Wiedereinreisevisum hat, bin dann von Sibirien kommend, alleine Richtung Astana aufgebrochen.
Wow, dieses Wort hat es in sich – die Ebene Kasachstans wird auch Hungersteppe genannt. Jetzt weiss ich auch warum, schön und alles, aber nach 2000 km Seitenwind sind meine Unterarme um mindestens eine
Zentimeter gewachsen ;-).
Die Demut und Geduld um solche Strecken ohne Motorisierung zu überwinden sind mir eindrücklich unter die Haut gegangen – der teilweise mongolische Strassenzustand auch….
Auffallend Komisches: Kasachstan ist Audi Land, wer etwas auf sich hält fährt ein deutsches Automobil, Audi gefolgt von BMW und dann Opel mit wenigen Ausnahmen.
Trotz der Ruhe dieser Landschaft, ist es mir hier deutlich hektischer als in der Mongolei vorgekommen – selbstbewusst und busy und das tägliche Überleben stehen im Vordergrund.
Was ich niemandem in diesem Land wünsche ist eine richtige Panne, es könnte Tage dauern bis die Reise fortgesetzt werden könnte – und was die Einheimischen unter guter Straße verstehen, lässt vermuten
eventuell falsch abgebogen zu sein oder bringt im Nachhinein ein Lächeln ins Gesicht…
Von der kasachisch Steppe kommend, war ich doch sehr gespannt wie der europäische Teil von diesem Riesenland aussieht – es ist schön hier und diese Wolga – wow ist das ein Fluss – es ist alles so üppig hier,
gepflegt, super Straßen und eine sehr gute Infrastruktur, sauber und einfach schön.
Beeindruckend kann ich nur sagen und die Leute sind sehr freundlich und zuvorkommend.
Das mit den Russen und wie sich die aufführen – keine Spur davon – das kommt wahrscheinlich von den Neureichen die bei uns urlauben und Neureiche führen sich oft wenig einladend auf, egal aus welchem Land.
Saratow ist eine Traumstadt und ist definitiv einen Urlaub wert. Das Landschaftsbild ändert sich in fruchtbare Felder und ab und zu ein kleiner Hügel. Bin nördlich von Volgograd ( ehemals Stalingrad ) Richtung Südwesten unterwegs.
Auffallend oft sind mir dazu Landschaftsbilder in den Sinn gekommen, die ich in Frankreich schonoft gesehen habe – auf diesem Weg liebe Grüsse an Mauricette und Helmuth …..
…. in ein paar Tagen, aber die kasachische Steppe und die weiten Russlands lassen nicht viel anderes zu. Über Saratow quer Richtung Charkov in der Ukraine hat mich der Weg geführt. Da gibt es Städte auf
dem Weg von denen ich noch nie gehört habe und größer als Wien sind, den einzigen Vergleich den ich einigermassen abschätzen kann. Über die Ukraine war ich echt überrascht, an der Grenze fast der höhere
Standard als in Russland, und der war nicht schmal.
Wer in Russland etwas auf sich hält fährt einen SUV oder zumindest einen Lexus. Lada und Konsorten sind definitiv in der Minderheit – an der Grenze zur Ukraine, Dauer 3,5 Stunden, nein nicht Fahrt- sondern Formularzeit …. konnten die Russen Ihr Herz ausschütten und haben mich verpflegt.
Hie ein kochtes Ei, aus dem anderen Auto 2 gekochte Kartoffeln, selbstgebackenes Brot, Limonade, da ein Feuerzeug. Irgendwie verrückt, aber Sie ertragen die Situation recht stoisch und zucken mit den Achseln.
Besonders erwähnenswert finde ich die russische Tradition, von der Mongolei bis in den Westen Ihres Einflussbereiches, der ganz besonderen Gestaltung der Ortschilder, von kleineren Metallkonstruktionen bis zu riesigen Betonskulpturen.