Diese Geschichte ist angelehnt an ein wunderbares Buch von Mark Wallington aus dem Jahre 1993 : „Der Mann mit dem Fahrrad“ oder „The missing postman“ im Original ISBN-10:3546000595 das mir damals wie heute außergewöhnlich viel Freude bereitet hat…… und ein paar Parallelen zu meiner Lebenssituation hat.
Ziel war´s einen Besuch, auf unserer Baustelle in Uithoorn ( Vorort von Amsterdam ) zu machen, um zu sehen ob es so geworden ist wie es im Kopf gewachsen ist oder einfach einen überzeugender Beitrag darstellt. Vorab JA, tut es !
Gestartet von Zuhause, hab ich das Land über den Bodensee nach Konstanz verlassen um dem Rhein folgend Richtung Strassbourg, Koblenz, Eiffel nach Amsterdam zu radeln. Von dort an die Küste ins coronisierte Brügge, zur Strasse von Dover ins strapazierte Calais. Über Amiens und l´Oise zur Seine nach Paris und dem Canal de Bourgogne über Dijon zur Doubs, hoch nach Mulhouse und zurück an den Bodensee – unterm Strich waren es 2840 km.
START
Gemütlich über Konstanz um den Gnadensee dem Rhein folgend war die erste Station an der Laag und nach üppigem Frühstück bei Frau Sophie 🙂 eine schwimmende kleine Reise im Rhein von Schaffhausen. Weiter ging es dann über Basel und Weil mit grossem Richtungswechsel hoch nach Breisach. Nach vielen Jahren wieder einmal bei Kathrin und Frio zugekehrt und einen feinen Abend verbracht ( freu mich sehr über Eure französischen Pläne ;- ), ging es entlang des Kaiserstuhl´s auf kleinen gekiesten Wegen durch die Auen rechts und Teil´s links des Rhein`s Richtung Strassbourg, retour nach Speyer zum Strand von Mannheim, Worms und weiter zur Heimat der Hildegard von B.
Dann, ziemlich eng zur geschichtsträchtigen, sagenumrankten Loreley, deutscher Tugendfelsen, mit der Macht der Rheinen Naturgewalt die sich dann am Deutschen Kreuz in Koblenz mit der liebreizenden Mosel trifft und nochmals manifestiert. Ergänzend noch: die Deutschen können einfach keine Fahrradwege bauen, oder die die das planen fahren selbst nur Auto! Sonst gibt es so was einfach nicht oder anders formuliert, als Fahrradfahrer ist man ein Verkehrsteilnehmer 2. Klasse in D – hughhh ich habe gesprochen 🙂
Aus den Niederungen des Rheines ( ist ja bisher immer nur abwärts gegangen hab ich öfter gehört ) auf in die Hügel der Eiffel zu einer besonderen Ikone des berühmten Bündners und vor vielen Jahren schon besuchten Bruder Klaus Kapelle. Diese fast heideähnliche Umgebung zieht langsam in die Ebene zur niederländischen Grenze. Eine Besonderheit war der Besuch in den Ruinen von Morschenich an der Grube Etzweiler, ein deutscher Unort der vermutlich in ein paar Jahren vom Erdboden verschwunden sein wird – voll die Kacke wenn unter Dir die Braunkohle im Tagbau abgebaut werden kann! Habe im frisch gemähten Rasen des Kindergartens genächtigt, umgeben von intakten Häusern die alle Strom hatten aber Verlassen sind – der Ort wird ausgelöscht und alles inklusive der wissenden Toten einfach umgesiedelt. Über die Sophienhöhe zur Grube Garzweiler weiter nach Erkelenz – sehr Schade fand ich, dass Wilma und Jochen Ihr Herz nicht öffnen konnten. Der Weg hat mich dann ist sehr sympathische Roermond in den Niederlanden geführt das von der mäandrierenden Maas gestreift wird.
Das die Fahrt durch die Niederlande spannend bleibt hat mich die nächsten paar hundert Kilometer mein Freund der Facewind begleitet. Langsam nach Norden war die Devise und hat mich über Eindhoven, Hertogenbosch, Zaltbommel nach Gorinchem zu Kees gebracht hat, mit Ihm war ich auf dem Mt Sinai 2009 und wir haben einen schöner Abend im bezaubernden kleinen Ort an der Waal verbracht. Über die wunderschöne Altstadt von Utrecht bin ich dann ans Ziel nach Uithoorn aufgebrochen. Besonders die Position des Fahrradfahrer ist hier noch zu erwähnen und kann so formuliert werden: der Fahrradfahrer hat immer Vorrang und die Leben das auch so! Eine Art der Rücksichtnahme die ich noch in keinem Land so verspürt habe – formidable.
Am Ziel bin ich sehr holländisch herzlich empfangen worden und habe neben ein bisschen arbeiten, eine tolle Führung durch die Fa. Comhan bekommen und einen aussergewöhlich tollen Ausflug mit Ann´s und Herbert durch die Grachten Ihres Amsterdam´s gemacht. Nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu sehen, sondern erklärt aus Ihrem Blick, Ihrem Leben und Ihrer Geschichte. Das hat mich echt beeindruckt und weil es mich als Radler auch interessiert hat, bin ich am nächsten Tag nochmal hinein gefahren mit der Erkenntnis: ist schön, jedoch kein Vergleich einen Tag mit dem Boot herum zu schippern! Von Amsterdam ist es dann nach Zandvoort an die Küste gegangen – die Fahrt in den Naturschutzgebieten der Sanddünen im direkten Küstenstreifen gehört zum Schönsten was die Niederlande landschaftlich zu bieten haben.
Ein weiterer Zwischenstopp war in Schevenigen bei Hans und Heidie – übernachten im Hafen und alte bald 50 jährige Geschichten aufwärmen war amüsant. Hier hab ich den einzigen Tag Regen erlebt auf dieser Reise – Hans liess es ich nicht nehmen mich nach Hoek van Holland zu schippern wo ich dann langsam nach Rotterdam gerollt bin. Der Lockdown hat mich hier eingeholt am letzten Tag bevor die Maskenpflicht auch im Freien Vorschrift geworden ist. Nach kurzer Stadtrunde ist es dann nach Zealand gegangen in die absolute Touristenhochburg ( war mir nicht klar, dass so viele Deutsche ans holländische Meer fahren und für meine Vorstellungen völlig überfüllt gewesen ist ). Am nächsten Tag bin ich dann in einem Schwung durch Belgien gefahren ( Knocke und Antwerpen bereits Sperrgebiet ) um bei Dünkirchen im auch gut belegten Frankreich zu nächtigen.
Besonders schön war die Reise über Calais der Küste entlang nach Boulogne sur mer, was jedoch hier schon erschreckend ist: die Präsenz des zweiten Weltkrieges und die überraschend gut Sicht zu den „Cliff´s of Dover“. Und dieser Teil ist noch weit entfernt von der D-Day Zone. Der Küste bis zur Mündung der Somme gefolgt und dem Fluss bis nach Amiens hochzuradeln um eine der letzten hochgotischen Kathedralen die ich noch nicht gesehen habe zu bestaunen. Neben dem Haus von Jules Verne hat die Stadt allerdings nicht wirklich viel zu bieten und hab sie Richtung lÓise verlassen. Diese Region ist geprägt vom gleichnamigen Fluss der auch Fluss der Impressionisten genannt wir und am Ende des 19. Jahrhunderts die Malerfürsten angezogen hat und hat mit dem Chateau de Chantilly einen besonderen Anziehungspunkt.
Weiter zur Seine und hinein nach Paris. Schön ist es in so einer Weltstadt zu radeln, Eifelturm, die Arc´s, Louvre, dem strapazierten Notre Dame, und schwupps wieder hinaus aus der Stadt und gemütlich der Seine entlang hoch. Diese teilt sich dann in die Yonne und kurz danach fängt der Canal de Bourgogne an. Dem bin ich gefolgt um über 100 Schleusen zu passieren und schlussendlich im schönen Burgund und in der Hauptstadt Dijon zu landen. Von dort quer über das Tal der Saone nach Dole ( dem gleichnamigen Wein den ausser den Schweizern keiner kennt ) um der Doubs Richtung Basel Rhein hoch zu steigen.
Die Strecke entlang der Doubs ist landschaftlich aussergewöhnlich und hat mit Besancon und Montbeliard zwei wirkliche Perlen. Im letzgenannten gibt es das Musee Peugeout, ein wirklich aussergewöhnlicher Ort in dem Industriegeschichte geschrieben wurde. So Vieles, vom Auto, Fahrrad, Elektromobil, Jagdgewehr, Kreissäge und die berühmte Pfeffermühle lassen einem einen erstaunlichen Blick auf die eher unbekannte Region werfen – abgesehen von kleinen Architekturleckerbissen aus der Blütezeit der 60er und 70er…. Über Canal Rhone Rhin führte dann der Weg zurück zum deutschsprachigen Rhein und über Basel Schaffhausen zu den beeindruckenden Rheinfällen weiter nach Konstanz.
Auf zu neuen Ufern ist der Titel dieses Eintrages – es ist ein Abschied und doch ein Blick in eine vergangene, füllige Zeit mit vielen besondern Gegebenheiten, interessanten Projekten, eine Geschichte von Freundschaft, Loyalität und Gemeinsamem. Die Geschichte jedes Einzelnen entwickeln sich und manchmal ist es notwendig an einer Kreuzung ab zu biegen.
Ich wünsche Christian und seinem Team alles Gute auf Ihrer Reise, sage Dank für die vielen guten Dinge die ich erfahren habe und die wir Gemeinsam getragen haben und die vielen schönen und interessanten Projekte. Es war eine spannende und aktive Zeit am Puls des Geschehens!
Bedanken möchte ich mich auch bei Allen die mich freundschaftlich beherbergt haben. Mein Herz ist leichter und ich freue mich wenn dieses Corona-Unglück endlich wieder verschwindet. Reist – es ist immer eine Bereicherung!
Comments
Ein KommentarMario Rosato
Jun 8, 2021Having read this I thought it was rather informative.
I appreciate you spending some time and effort to put this content together.
I once again find myself personally spending a lot of time both
reading and commenting.
But so what, it was still worthwhile!
HP Lang
Jun 8, 2021Thanks for the nice comment – try to write authentically and I am happy that it will start again in a few days … all the best