Wirklich viel Jahre ist es her, als ich zum ersten Mal den Film von Werner Herzog und Andre Heller gesehen habe, Jag Mandir, das Fest für den Sohn des Maharans von Udaipur, in dessen Auftrag sie versucht haben das Wesen Indiens in Bild und Ton festzuhalten. Ich bin damals am Kulturmontag Anfang der 90iger vor dem Fernseher gesessen und hab den Mund nicht mehr zu bekommen – eines jener Erlebnisse ich nach mehr als 25 Jahren immer noch präsent habe als ob es gestern gewesen wäre.
Jetzt ist es soweit: nicht als klassischer Tourist sondern auf kleinen Wegen in der zweiten / dritten Linie mit dem Fahrrad von New Delhi durch Rajasthan, die Wüste Thar nach Gujarat und weiter in die Megacity Mumbai ist mein Plan.
Fasziniert, gespannt und gleichzeitig eigen gelassen, freue ich mich auf dieses Abenteuer – habe schon einiges gesehen an exotisch Aussergewöhnlichem, aber so habe ich diese freudige Erwartung / Spannung noch nicht erlebt. Die Menschen, das Essen, die Landschaft, die Kultur und Schätze eines aussergewöhnlichen Landes warten auf mich.
Spannend wird auch wieder für längere Zeit auf dem Fahrrad zu sitzen, jeden Muskel zu spüren, überfordert vom Neuem zu sein, staunen, schauen was der Tag bringt und mit den Kräften zu haushalten. Bin gespannt was auf mich zukommt, aber ich freu mich von ganzem Herzen!
Jetzt ist Ernst, und ich bin gut in der Metropole gelandet – aus dem Flughafen und 1000 Taxis und ein jeder möchte Dich abschleppen und dies um 2:15 – starker Tobak und hinein in die Menschenmassen. Mein Hotel das in Halbgettho gelegen war – Dreck und India sind eine perfekte Symbiose. Sich in Delhi zu orientieren ist doch ordentlich schwierig, weil es keine topographischen Erkennungszeichen gibt, weil die nahe Umgebung und die Bäume keine Orientierung erlauben – auf jeden Fall bin ich kreuz und quer durch die Stadt geradelt, hab den vielen Verkehr als relativ zivilisiert erlebt und das Feine am Chaos, Du kannst alle Regeln über Bord schmeissen und machst auch was Du willst und dass macht Spass. Aufgebrochen bin ich dann am India Gate Richtung
Haryana ist der Staat den Dehli umgibt und Land und Menschen werden mit zunehmender Distanz ruhiger und es ist einfacher zu existieren. Leider habe ich unangenehme Erfahrung mit der Kälte gemacht. Morgens 3-4 Grad und dicker Nebel der sich der sich bis Mittag hält, dann leicht öffnet und die Temperatur dann auf nicht berauschende 10 Grad klettert. Eine unangenehme Erfahrung war, dass die Inder keine Heizung ergo kein Kamin im Haus kennen und vor dem Haus ein kleines Feuer machen um sich zu wärmen – klingt absurd aber ist so und heisst übersetzt auch im Hotel mit verschmutzter Toilette hat es max 10 Grad und diese Kälte hat sich in mich hineingefressen für 5 Tage, bis ich beschlossen habe mich in den Bus zu setzen und 500 km nach Südwesten zu fahren.
Jodhpur – eine unglaublich sympathische und freundliche Stadt und das erste vernüftige Hotel ( Tip: Rudraneel Villa tolle Unterkunft mit phantastischem Frühstück ). Die blaue Stadt mit der dem mittigen Mehrangarh Fort sind eine Reise wert. D ich meinen Mund meist nicht halten kann und ab und zu in was Neues rein beissen muss – heute Mittag hat mich ein frittiertes Teil angelacht und ich hab voll Freude gekostet – 6 Stunden später brennen mich die Lippen immer noch – das ist Indien.
Ranakphur – es trieb mir eine Träne in die Augen beim Anblick von so viel Vollkommenheit und gehört zum Beeindruckendsten was ich je in meinem Leben gesehen habe, einfach unbeschreiblich. Es ist das religiöse Zentrum der Jainisten jenen Hindu´s die jede Art von Leben respektieren und keiner Mücke was zu Leide tun. Das Gebäude selbst, ein in sich geschlossenes Ensemble das keinen Inhalt oder Form der Innenräume von Aussen erkennen lässt. zumal es an jeder Seite inen Eingang gibt. Die Fülle im Inneren verschlägt einem buchstäblich den Atem. So feingliedrig, unterschiedlich und kompakt aus einen ganzen Gedanken geformtes Gebäude habe ich wirklich noch nie gesehen. War auch der Erste Ort an dem ich ausländische Touristen getroffen habe, aber im wesentlichen auf der ganzen Fahrt von reisenden Indern bestimmt war – der Mittelstand möchte auch was sehen vom Reichtum Ihres Landes. Eines der ganz grossen Highlight au meiner Radtour durch Indien.
Bin im südlichen Rajasthan in Udaipur angekommen, dem Ort mit der besonderen Insel Jag Mandir, den ich 1991 als Fest des Maharana im Film von W. Herzog gesehen habe und fasziniert von der Fülle dieses anderen Indien geworden bin. Zwischen den Bäumen liegt dieses kleine Teil und ein Erlebnis den Ort nach so vielen Jahren selbst zu sehen. Udaipur ist eine wohlhabende wunderbare Stadt und alles was jetzt noch kommt, erfreut mich extra. Es gibt dieses Gefühl auf allen meinen Reisen, ich hab mein Ziel errreicht – eigentlich könnte ich jetzt nach Hause fahren oder alles was jetzt noch kommt ist Extra, ein grosse Entspannung. In der Einleitung habe ich es schon festgehalten. Die Stadt an den künstlich angelegten Seen ist ein wirkliche Perle und wenn Ihr nachlest wie diese entstanden sein soll, lernt man die Denke Indiens kennen – jetzt als ich es gesehen habe habe ich noch mehr Respekt vor Herzog und Heller was die auf die Füsse stellen durften.
Am Ende Rajasthan´s möchte ich noch die kleine Geschichte erwähnen was so typisch ist für Indien. Gegen Abend bin ich auf kleinen Pfaden an diesem bunten Tempel vorbei gekommen. Auf meine Bitte hier mit meinem Zelt nächtigen zu dürfen bin ich natürlich herzlichst empfangen worden und eingeladen worden zum Dinner. Eine primitive Hütte mit offenem Feuer ohne Kamin und ein gemauerter Raum wo sich ein Schlafzimmer befindet mit diesem unglaublich, bis dahin noch nie gesehenen Tempel und jetzt kommt´s: das ist der Familientempel, hier wird gebetet und gefeiert und alles auf Vorderfrau gehalten, gelebt wir in primitiver Hütte und die Notdurft wird an der Strasse verrichtet – die diesel betriebene Wasserpumpe dient der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und nebenbei für´s Trinkwasser – aber die Leute sind richtig gut drauf und freuen sich Besuch – ich mich auch ab solcher Gastfreundschaft.