Gujarat, zweimal nachschauen, hab ich das jetzt richtig geschrieben? Was ist Gujarat, was gibt es da? Als Erstes würde ich sagen keine Touristen, als zweites viele Hindu´s sowie Moslems, als drittes viele Städte die deutlich mehr als 5 Mio Einwohner haben und eine Geschäftigkeit die mich in Lage und Menschen doch sehr an Vorarlberg erinnert ( Schaffa schaffa husa, Katz verkoffa, selber muusa 🙂 und viertens natürlich Ihr Gujarati ( so eine Art lustenauerisch im vorarlbergischen – des meischte verstoht ma, aber scho a kle komisch:-)
Man wechselt die Grenze Rajasthan nach Gujarat und merkt da ist was anders, aber es wird nicht gleich sichtbar, zuerst die rufenden Muezzins, das Englisch der Leute wird deutlich weniger, grössere Zurückhaltung, Selbstbewusstsein und stolz ( zB Ghandi, Modi, …. ) und die Randlage die ist einfach da. Wüste im Norden und Trennung durch die Little Ran, ein Verhasster Nachbar im Westen, Unten das Meer und die Berge Richtung Zentralindien.
An das Neue mich langsam gewöhnend, bin ich in das verrückte Ahmedabad eingerollt, so viele Mopeds und unsäglicher Abgasgestank habe ich noch nie aushalten müssen – einfach brutal. Grosse Slum´s im Zentrum habe ich hier auch das erste mal gesehen und natürlich ein sehr beglückendes Erlebnis: im Ashram von Ghandi zu sitzen und zu wissen dass er hier vor hundert Jahren auch schon gesessen ist – sehr friedlich diese Empfindung, einfach schön.
Die Bilder zeigen den Ashram und das Haus von Mahatma Gandhi – total beeindruckend in einer Schlichtheit und Materialiät die reinigend und unheimlich wohltuend ist. Ein wundersamer Ort im Gewühl der Megacity – gefühlt sind alle motorisiert in einem ohrenbetäubenden Lärm und einem Smog wie noch nie erlebt.
Jeder Busch hat Dornen in der Gegend wo ich gerade bin – heute neuer Rekord mit 3 Patschen trotz stichsicheren Reifen. Wo – hinten natürlich mit Rohloff …. Trotz allem ein schöner Tag im Nationalpark auf kleinen Pfaden und dazwischen Mal ein Tempel 😄
Weniger geht nicht – für 7 Monate im Jahr ist die Insel/Tempel von Sumpf und Brackwasser umgeben, fast 40 km in der Mitte von Nichts, was aber am Rand aussergewöhnlich ist sind Vögel die ich in Sibirien und über dem Polarkreis in Skandinavien schon gesehen habe und hier überwintern – hier in den wenigen Wasserflächen die selten vorhanden sind – es so unwirklich, dass es nicht mal Mücken oder Fliegen hat.
1000 Jahre soll er alt sein der Tempel und ist ein richtiger „Wallfahrtsort“ der in ganz Gujarat bekannt. Die Aufnahme war sehr herzlich und für Jederfrau und Mann – vom Tee bis zur Ausspeisung – wurde unendgeltlich zur Verfügung gestellt – ein wunderschöner Ausflug ins vermeintliche Nichts!
Es gibt Ihn diesen unglaublichen Dreck Indien´s, aber wenn ich in mich hineinhöre, war das nie wirklich wichtig. Eine Art Unort und im nächsten Moment begegnet Dir ein Lächeln und alles ist vergessen – dieses Wechselspiel habe ich oft erlebt und hat mehr mit den eigenen Barrieren zu tun, weil sich Armut=Dreck nicht übersetzen lässt und vielleicht mit Nichtverantwortung=Unort völlig vom Leben des Alltags der Menschen abkoppelt.
Vom getrockneten Sumpf der Little Rann bin ich quer durchs Land nach Osten geradelt um in Vadodara den Knick Richtung Mumbai einschlagen zu können. Die dornige Savanne Landschaft ging über in intensive bewässerte Landwirtschaft, zuerst mit Gemüse und Baumwolle, dann mit Reis, und im lieblichsten Teil gegen Ende mit Palmen durchstreute Tabakfelder. Einmal in der Schule übernachtet mit morgentlicher Ansprache vor 200 Sekundarschülern woher ich komme und wie ich Indien finde und am darauffolgenden Abend bei Tabakbauern ziemlich im Osten. Unheimlich freundliche und zuvorkommende Leute, egal ob gebildet oder nicht und eine Bereicherung sondergleichen. Was mir aufgefallen ist um wie viel freundlicher mein Gesicht wird, wenn ich was gegessen habe 😄. Die Tour mit der Fähre im Süden Gujarat wie ursprünglich geplant, musste ich streichen, weil der Fährverkehr eingestellt wurde. Dafür durfte ich die schönen Städte Baroda und Surat kennenlernen. Einfach verrückt ist dieses unheimliche Chaos in den grossen Indischen Städten und doch diese Rücksichtnahme – es gibt praktisch keinen Unfall – und da Surat am Meer liegt ist die Luft sogar atembar.
Mittendrin mit dem Fahrrad fühlt sich eigentlich normal an, einzig was den Indern sonderbar erscheint, dass ich alleine unterwegs bin, aber sonst ist alles gut.
Maharashtra – der klingt spannend in meinen Ohren, aber bis auf die Hauptstadt Bombay konnte ich mir nichts wirklich vorstellen. Von Surat der Modestadt am Meer war es notwendig wieder in die Berge zu fahren um das riesige Hochplateau zu erreichen. Die erste Region war Nashik: schon mal einen indischen Chardonnay getrunken? Trauben soweit das Auge reicht und die Landschaft felsig in tiefem Schwarz – sehr imposant. Und ich kann es nicht oft genug wiederholen – unglaublich freundliche und nette Menschen.
Nach einer anstrengenden Etappe mit fast 150 km auf wirklich schlechten Strassen habe ich ein weiteres Highlight erreicht, wo ich zuerst nicht mehr dran geglaubt habe – absolutes Highlight Ellora Caves Worldheritage – der östlichste Punkt in Maharashtra, ein riesiger Bundesstaat der sich neben der schönen Landschaft für seine ausgesprochen schlechten Strassen auszeichnet, echt anstrengend diese Wackelei fast den ganzen Tag – alles spannt und zieht …. that’s radeln 😊
Alles was Ihr hier seht ist zwischen 600 und 1000 AD entstanden und in den harten, monolithischen Basalt geschlagen. Der grosse Kailashtempel wurde von oben nach unten von 200000 Tonnen Stein in 200 Jahren befreit. Diese Arbeit, diese Vorstellungskraft, diese Ausdauer und Eifer über 20 Jahrzehnte!
Das allerdings wirklich Beeindruckendste ist, dass die 30 Tempel zu einem Drittel von Buddisten, dem Zweiten von Hinduisten und den letzten von Jainisten ( eine auch heute sehr verbreitet Gruppe die sich jedem Lebewesen zugewendet fühlt ) – alle zur selben Zeit nebeneinander gebaut und nur der religiösen Gemeinschaft dienen. Keine Verteidigung, keine Fluchtorte, einfach religiöses Sein. Ohne Worte und meine Hochachtung
Auf nach Pune hat es schon vor 30 Jahren geheissen als die Bagwan Jünger in diese Stadt gereist sind und bei uns die Sanjasins ( die Suchenden ) mit orangem Sari Ihre Überzeugung kund getan haben. Ist schon ne Weile her, Bagwan verstorben, alle RollsRoyce verkauft und die Erde dreht sich immer noch…..
Eine schöne kultivierte Stadt mit exquisiten Geschäften und einem höheren Standard als bisher gesehen. Von dort ging’s nochmal in die Berge, unzählige Stauseen zu einer Gelände Stufe die teilweise 1000 m hoch ist und jäh zum Meer abfällt ( in realo sind es dann schon nochmal verwinkelte 80 km bis zum Salzwasser des indischen Ozean ….
Kokhan Küste ein kleines Paradies abseits vom Tourismus, ausspannen und wenig tun ist angesagt. Hier ist die ganze Struktur noch erhalten und es geht beschaulich zu, wenig Englisch aber herzlich. Habe ein wunderbare Unterkunft mitten im Kokospalmenhain gefunden und geniesse die warme Brise und sauberer Meeresluft. Die letzten Tage vor Mumbai in diesem aussergewöhnlichen Indien.
Es sind die kleinen Dinge – Du stellst Dein Fahrrad ab vor egal was und kommst 10 Minuten später wieder, es ist alles noch da – vor dem Hotel auf der Strasse oder am Parkplatz über die Nacht, es ist alles noch da. Bin mir schon spiessig vorgekommen am Anfang, natürlich müssen die Inder neugierig jeden Knopf drücken oder an so einer komischen Rohloff drehen, aber die Tasche eines anderen öffnen – das geht gar nicht.
Die grosse Geste, strenge Regeln und ein grosses Herz zeichnet diese Menschen aus und …… Probleme oder was nicht Wissen, das mögen Sie gar nicht und schicken Dich glatt in die falsche Richtung damit Sie Ruhe haben wollen 😄😄😄
Mumbai – Es war beeindruckend in Bombay von Süden mit der Fähre anzukommen. 20 Mio Leute unglaublich. Eine tolle Stadt mit viel Verkehr und die schönsten Flanierstrassen, unglaublichem Schmutz, moderner Kunst, flippige Cafes und riesige Slums.
Bin dort Kreuz und Quer durch, aber die Stimmung darin ist herzlich und freundlich und weil die Inder fleissig sind ist auch immer was los. Da habe ich in afrikanischen Städten wirklich schlimmere Slums gesehen, wo die Leute nicht nur auf der Strasse geschlafen haben. Der Zusammenhalt ist gross und man kann nur hoffen dass es hier keinen Tsunami gibt, weil die Stadt nur knapp über Seelevel liegt.
Für mich ein guter Abschied – Morgen geht’s nach Hause, aus einem Land mit Seele, dass Dich trägt in seiner Fülle, seinem Umtrieb und den freundlichen Menschen.
In keinem anderen Land der Welt wurde ich je mit solcher Gastfreundschaft aufgenommen, noch nie wurde mir flächendeckend solche Freundlichkeit entgegen gebracht. Ein außergewöhnliches Land und eine große Freude – VIELEN DANK.
Goodbye India – Goodbye Mumbai – Namaste!