San Francisco nach Panama
Sieben Monate war ein ordentliches Zeitfenster für diese schöne Reise die mich durch 9 Länder geführt hat. Viele Berge, viel auf und ab, die ersten 4 Monate ohne einen Regentropfen, Temperaturen über 40 Grad in der Baja, Frost ist den Höhen Guatemalas und Costa Ricas, tropischer Regenwald mit wunderbarer Fauna und Flora, dem Pazifik und die Letargie der Karibik. Insgesamt sind es fast 13.000 km gewesen – 11.200 km mit dem Fahrrad und rund 2.600 km mit dem Auto hauptsächlich auf der Yucatanrundreise.
Viele unterschiedliche Landschaften, interessante Menschen und Kulturen die hauptsächlich geprägt vom spanischen sind. Weiters ist die ganze Strecke, speziell für Fahrradfahrer, leider von der latenten, zum Teil gefährlichen Kriminalität begleitet . Niemand lässt sein kleines Geschäft für Lebensmittel oder Kleinwaren mit Pumpgun´s sonstigen Schusswaffen beschützen / bewachen wenn es keinen Grund gibt.
Selbst hatte ich keine Schwierigkeiten und es wurde mir auch nichts gestohlen.
Fazit US California:
Viele Dinge sind mir klarer geworden, seit ich in diese Welt eingetaucht bin. In den paar Wochen von San Francisco bis an die mexicanische Grenze habe ich keine Nacht im Hotel verbracht, sondern bei wunderbaren „Fremden“ über warmshower.org verbracht. Bei Künstlern, Pilot, Krankenschwester, Feuerwehrmann, Pensionisten, Sportler usw und habe mir dort in vielen Gesprächen und Begegnungen ein Bild machen können. Der politische Blick auf Republikaner und Demokraten, mit der allgemeinen Feststellung: der amerikanische Traum ist definitiv vobei!
Die einen möchten das Rad zurück drehen wie alle Rechten auch bei uns, die Mitte ist nicht mehr wirklich erkennbar, weil in grossen Nöten um das Nötigste zu Stemmen und nicht zu straucheln im Konsum – die Reichen die sich’s noch immer richten, aber auch die haben die Hosen voll …….. mit Ihrem Ziel die völlige Kommerzialisierung von allem – mir mehr und mehr als den Anderen, vom Auto und alles was man kaufen kann!
Solange die Kassen immer noch so voll sind, aber Wohlstand und Geld doch spürbar knapper werden, retten sich viele Amerikaner oder „ärmere Pensionäre“ nach Mexico, hier gehts noch einigermassen. Die Working Poor sind überall sichtbar und was mich am meisten geschockt hat: der völlig hemmungslose Antisemitismus, besonders bei den Jüngeren! Aber mit Geschichte hatten es die Amerikaner noch nie so wirklich, zumindest ist da immer ein grosser Ozean dazwischen!
Die Paranoia mit Ihrer Sicherheit, die zum Bsp am Flughafen in Newark spürbar ist, mehrfach Kontrollen, alle müssen in Socken durch die Kontrollen, Kunststoffgürtel ohne Metall die abgelegt werden müssen und diese gestresste Unfreundlickeit – mein Fahrrad haben die durch die Gegend geworfen, unglaublich.
Eigentlich ein wunderbares Land mit so vielen guten Vorausetzungen, ist auf eine schrägen Ebene gekommen, dass der eigentliche Kitt des Lebens nur noch aus Geld besteht der die Reste zusammen hält und in Pseudosolidarität durch alle Schichten führt – wenn der Laizismus in Säkularismus zurückgebaut wird und im Totalitarismus endet. Diese Eigenschaften sind leider nicht nur den Russen, Arabern oder Indern ein Beispiel, sondern auch China das die totale Kontrolle propagiert.
Mittelamerika im Allgemeinen:
Mir ist ein Unterschied aufgefallen der vielleicht mit Geschichte des nördlichen Nachbarn zu tun hat: überall wird Dir geholfen wenn Du ein Problem hast, aber es bleibt eine Distanziertheit und Gringoskepsis mit Abstand – wahrscheinlich durch die vielen Gastarbeiter die das Wissen oder Misstrauen gegenüber den Amerikanern haben ( denkt an die Überheblichkeit dem Nachbarn einen 7 m hohen Stahlzaun vor die Nase zu knallen ), oft fehlendes Selbstvertrauen, weniger wohlhabender oder Meschen zweiter Klasse zu sein – selbst als Radfahrer ist das stark spürbar – erträglich nur in nicht touristischen Zonen oder im Off wenn die übermächtigen Kraft der Natur den Vorang hat!
Diese verschiedenen Welten sind besonders in der Mitte stark spürbar. Selbiges gilt, mit wenigen Ausnahmen, für die latent, gewaltätige Kriminalität durch Mafia und das Drogenproblem, welche die Aufgaben des versagenden Staates wahr nehmen und oftmals Rückhalt in der verarmten Landbevölkerung haben. Auf den Dorfplätzen gibt es oft Anschlagtafeln mit bebilderten Vermisstenanzeigen von Menschen die einfach verschwunden sind. Als Tourist gibt es einen gewissen Schutz, weil beim Kriminal keinen stöbernde Presse oder Staatshüter gefragt sind.
Zur Umwelt ist noch zu sagen: in Zentralamerika gibt es Kanaldeckel wie bei uns mit einem kleinen Unterschied – Abwässer rinnen abwärts und direkt ins nächste Rinnsal, viele Rinnsale geben eine Bach, einen Fluss und ab ins Meer – zur Nachbarbucht würde es aufwärts gehen und deshalb ist Baden nicht meine Sache -auf beiden Seiten der Meere …..
Fazit Mexico:
Dieses Land hat soviele verschiedenen Fazetten und ist als Vielvölkerstaat unter einem grossen Dach zu verstehen – die Sprache, die leidvolle Vergangenheit, ein ausgelagertes recourcenreich abhängiges Land des Nordens, überraschend offen und selbstverständlich respektvoll gegenüber allen Kulturen. Hier gibt es keinen offenen Rechtsradikalismus mit Aussländerhass wie wir es kennen, sondern jeder bekommt seine Chance, aber es wird Dir nichts geschenkt – anders gesagt: wer will kann ohne wirkliche Einschränkung ( der wilde Westen ist in den Süden gezogen 🙂 ). Die Berge schaffen solche Distanzen, Abgeschiedenheit, Eigenständigkeit für indiviuelle Geister was mich sehr angesprochen hat!
Fast Jeder hat eine Onkel, Tante, Bruder, Cusine, Nachbar oder Freund in den Vereinigten Staten und alle sind glücklich wenn Sie zu Hause sind oder zumindest dieses Gefühl mit sich herumtragen – Zweitklassedasein schlägt ja Jedem auf das Gemüt …. bis zu Türken hier oder Österreicher in der Schweiz oder generell Frauen, wenn sie weniger verdienen, oft höherer Qualifikation, als ein Mann ( Ufff – das trifft auf viele Themen zu …..).
Die Aufbruchstimmung und Lebensfreude der Mexicaner ist ja das eigentlich Schöne oder das Überzeugende und wenn dann für sie dabei noch ein kleiner Vorteil in den eigenen Sack herausschaut ist es auch recht, verhält sich aber fairer als zB in Costa Rica oder Panama. Sehr abwechsungsreiches Land mit mit einer leidenden prehispanischen Seite, einem wirklich von Spanien geprägten Alltag in sehr vielen Teilstaaten und einem Kult die Maya betreffend. Da wird wirklich alles vermarktet was aus diesen 4 Buchstaben herauszuholen ist. Speziell die Yucatan Halbinsel sollten Sie bald besuchen, bevor die völlig Kommerzialisierung alles platt macht.
Als Radfahrer gibt es auch noch ein Problem und das ist Alkohol am Steuer: jedem geht bei 35 grad das Flaschenwasser auf den Geist, aber Bier und auch Härteres sind ganz normal beim Autofahren in Mexico – be careful !
Fazit Belize:
Das Land ist die vergessene Ecke Mittelamerikas – englisch sprachige Oase die irgendwie hängen geblieben ist. Letargie und Freiheit, weil sich hier niemand für den Andern interessiert und Ihn in Ruhe lässt. Ein Offizier in der Marine braucht einen zweiten Job wenn er Kinder hat die eine höhere Schulbildung möchten. Korruption, Menschenhandel vom karibischen Raum Richtung Norden und Teils sehr prekäre Lebensverhältnisse sind hier bestimmend. Fuck und Fuck you sind gefühlt jedes dritte Wort – besonders an der Garifunaküste – kein Geld, keine Arbeit und richtige Armut. Member des Common Wealth mit Charles als Boss nützt auch nichts.
Fazit Guatemala:
Eingereist nach Livingston an der Karibik und dann langsam ins Zentrum. Durch meine Routenwahl habe ich einiges von den Sehenswürdigkeiten Guatemalas wie Tikal oder Flores nicht gesehen. Maya Highlights die ich natürlich zu Hauf in Palenque, Calakmul, usw bereits in Mexico gesehen habe. Fahrradfahrerisch war Guatemala in meiner Routenwahl einfach brutal und hat mich Richtung Guatemala City nach Antigua geführt. Auch Lago de Atitlan habe ich ausgelassen, weil ich im Warmshowerhost mit einem holländischen Paar zusammen war, die 2 Tage vorher am Morgen an einer jungen Frauenleiche am Strassenrand vorbeigefahren sind.
Das war ein Tiefpunkt in meiner Reise und ich habe die Schnauze voll gehabt von solchen Situationen und der existierenden Gewalt, obwohl ich nicht unmittelbar betroffen war. Antigua, Fuego und Acatenango waren touristische Inseln und auch auf dem Weg Richtung Pazifik bin ich durch Orte gekommen wo sich die Ortbewohner einzelner Gassen mit Gitter und bewaffneten Wächter gewehrt haben – irgendwie „gated community “ für Arme. In Guatemala City bin ich mit dem Rad durch das Prostituiertenviertel gekommen wo die Damen in kleinen verdreckten Schuppen mit Wellblechtüren alle 2 Meter über ganze Gassenlängen Ihrem Job nachgegangen sind.
Diese Geschichten haben dazu beigetragen, dass ich ein gespaltenes Verhältnis zu Guatemala habe und tue dem Land vielleicht unrecht. Der Stresslevel war hier eindeutig am höchsten und hat vermutlich auch was mit der Postcovidsituation zu tun und dem relative engen zusammentreffen von teils etabliertem Reichtum und bitterer Armut. Einfach kein wirklich überzeugendes Lebensgefühl war hier vorhanden.
Fazit El Salvador:
Welche Freude aus einem ziemlich kriminellen Eck Guatemalas in das entlich friedliche El Salvador einzureisen! Die Freude und Leichtigkeit der Bevölkerung war so spürbar von den gewalttätigen Banden befreit worden zu sein. Sicherlich das Unerwarteste, Beeindruckendste und eines der Besten Erlebnisse auf dieser Reise! Wunderbares kleines Land, dass sogar die Abwesenheit der 76.000 Inhaftierten verkraftet und mit der Wiederwahl des Präsidenten gutiert wurde.
Klein, überschaubar und eines der besten Länder momentan in Zentralamerika.
Fazit Honduras:
Irgendwie dunkle Wolken stehen hier am Himmel obwohl die Leute sehr freundlich waren, aber es ist einfach erschreckend wenn praktisch vor jedem Laden, auch wenn er nur Süssigkeiten verkauft, ein bewaffneter Security seinen Dienst verrichtet. Mein Aufenthalt war nur 3 Tage die aber OK waren, obwohl sehr viele Radreisende über den Golf von Fonseca von Norden kommend direkt nach Nicaragua shippern.
Fazit Nicaragua:
Seit 1-2-1993 , anders formuliert seit 31 Jahren bin ich selbständig erwerbstätig und nicht wirklich in Gefahr mit dem Vorwurf konfrontiert zu werden ein Kommunist zu sein. Aber nach eingen Ländern purem Kapitalismus mit dem Recht des Stärkeren und durchsetzter Kriminaliät ist mein Weltbild ordentlich durchgerüttelt worden und ich muss eine Lanze für die Nicaraguaner brechen.
Dieses Land war das absolute Highlight auf dieser Reise – klein, überschaubar, sehr freundlich, nicht so kommerziell wie die anderen, extrem günstig, jeder hat was zu tun obwohl Alle wenig haben. Der antiimperialistischen Druck des Staates und der Antiamerikanismus hat was liebenswürdiges, wenn in jeder noch so kleinen Stadt ein Revolutionsmuseum existiert und die Museumsführer gratis (!! ) voller Inbrunst den Weg der letzten Jahrzehnte erklären. Die Anstrengung sich von den Kletten des ganzen Besatzungsmächte mit allen Abhängigkeiten von United Fruits usw zu befreien ….. komplett erfrischend anderer Takt, als das was wir tagtäglich von unseren Medien aufgetischt bekommen.
Wenn man nur ein bisschen die Touristenroute verlässt erlebt man das „reine“ Nicaragua und unvoreingenommenen Bewohnern, bekommt ein Land zu sehen, in dem man sich völlig sicher und ungezwungen mit Zelt und unter freiem Himmel bewegen kann. Speziell in den Städten in den Bergen existiert eine wunderbare Welt mit ordentlichen Strassen und wunderbaren Konditoreien.
Ich weiss es liest sich komisch – Konditoreien als Indikator – aber im Kernland der Sandinisten gibt es Mehlspeisen die ich sonst nigends in ganz Mittelamerika gekostet habe……
Nicaragua, das Land dass ich sofort wieder besuchen würde – grossartig !
Fazit Costa Rica:
The sold wonder so hab ich es genannt – dieses Land hat viel weniger Urwald als seine nördlicher Nachbarn, hat den höchsten Unkrautvernichtungsmittelverbrauch der Welt, aber eben das Talent sich gekonnt in Scene zu setzen. Hilfreich ist dabei die topografische Gegenheiten die die landwirtschaftliche Nutzung nicht ermöglichen. Es ist klar getrennt in eine touristische Welt von Autovermietung, Geschäften und Sehenswürdigkeiten mit oft unverschämten Eintritt für sehr wenig Leistung – oft gibts 3 Stationen von Kassa, aber die Touristen sind so gehypt, dass sie bereit sind diesen Preis zu bezahlen.
Die Einheimischen schmunzeln und würden nie an so was teilhaben. Weg vom Touristenstream ist es ein ganz normales Leben mit überschaubaren Grössen – die Naturschönheiten in Ehren, aber nochmals würde ich da nicht hinfahren.
Fazit Panama:
Panama hat so eine letargische Seite wie Belize, aber ganz klar auf einem ganz anderen Level. Basis könnte dabei sein, dass nicht der ganze Einzelhandel in chinesischer Hand ist. Habe hier die bitterste Armut Centralamerikas gesehen, aber auch den unfassbaren Reichtum der sich in den hunderten Banken in Panama City wiederspiegelt. Panama papers werden auch verständlich, wenn man weiss das ausländische Firmen, sprich deren Besitzer keine Einkommensteuer bezahlen.
Ihr Geld holen Sie sich wie unsere Stromlobby die den Strompreis relativ niedrig hält und die Hauptlast auf Netzgebühr und sonstige Nebenkosten zur Konkurenzvermeidung verschoben haben. Ergo umso höher die Geldflüsse sind, umso günstiger wird es für die Günstlinge, weil die Fixkosten eben so sind wie sie heissen.
Die Regenwaldtour vom bekanntesten Vulkan am Pazifik, durch ausgeschwaschenen Nebenstrassen, Tracks die nicht mal von Mopeds befahren werden können, an die Karibik, gehören zum Schönsten was ich aus Zentralamerika mitgenommen habe.