Wieder einmal bin ich durchs Rheintal und über den Bodensee gestartet, dem Rhein gefolgt und nach Mulhouse gestrampelt. Viele Dinge sind mir noch durch den Kopf, wie ich jetzt mit meinem corona loop II umgehen soll. Ergibt die bevorstehende Öffnung neue Perspektiven – werde es radelnd auf mich zukommen lassen habe ich mir gedacht. Was mir aufgefallen ist, jedes Mal wenn ich in Frankreich ankomme fühle mich zu Hause. Wie letztes Jahr bin ich von dort über Montbelliard, Besancon nach Dole dem Kanal Rhone-Rhin gefolgt. Sehr schön, ruhig, einfach ein paar Höhenmeter, aber nichts Gravierendes. Ein angenehmes, gutes Fortkommen Richtung Burgund und Canal de Centre.
Das Burgund ist definitiv einer der schönsten Kulturräume die die Welt zu bieten hat. Diese Fülle, diese Qualität und Anmutung sind beeindruckend und erwärmen Geist und Seele. Wisst Ihr den großen Unterschied beim Radeln zu Mitteleuropa? Die Franzosen Grüssen, und zwar Alle, von Jung bis Alt (schön Coline und Etienne getroffen zu haben). Das tut einfach wohl – wie um 6:00 Morgens im Hyde Park wo Dich auch Jeder/e mit einem brummigen „mornin“ anspricht. Einfach Manieren die den Alltag verschönern und das Anonyme vergessen machen. Zu den Kanälen ist zu sagen, dass das bereits im 19.Jahrhundert überholte Binnenschifffahrtskonzept bis heute überlebt hat, weil es das perfekt antibusy Konzept ist. Probiert das aus, es ist wirklich perfekt! Das besondere am Kanal entlang, es gibt keinen anderen Verkehr als Radfahrer und alle grüßen. Eine absolute Besonderheit die es nur noch in Holland gibt – macht ein heimisches Gefühl. Erstaunt hat mich auch, dass sich das Burgund hinter Paray le Monial über Nevers entlang der Loire, ziemlich weit in die Mitte Frankreichs ausbreitet.
Dieser Loire bin ich nun gefolgt und über die Sologne Richtung Chambord geradelt – ein Highlight inmitten dieser vielen Schlösser. Einst Sommersitz von König Franz .1 um 1550 und in seiner geometrischen Grundordnung, seiner Vollkommenheit den Pyramiden ähnlich – absoluter Leckerbissen. Selbst Ludwig der 14. hatte solchen Gefallen daran, dass er das unvollendete Schloss, mehr als 100 Jahre später nach Orginalplänen fertig stellen ließ. Einfach den Gedanken ins jetzt zu transformieren scheint vermessen und von einem anderen Stern.
Feinstes französisches Barock am Ende des 17. Jhd. in seiner bedeutendsten Anlage im Schloss von Cheverny mit grosser Gartenanlage. Irgendwie versöhne ich mich mit der vermeintlichen Hochnäsigkeit der Franzosen – die haben wirklich Außergewöhnliches geleistet – meine Hochachtung! Blicke in die Stube des Hochadels. Oder Du denkst Dir nicht’s, fährst durch den Wald und dann – Chenonceau ! Einfach WOW! Absurderweise hat die Anhäufung dieser Kostbarkeiten schlussendlich in die französische Revolution geführt und die Aufteilung des ganzen wurde anders bestimmt. Abschliessend noch in den schönen Renaissancegarten von Villandry – komische Geschichte: der vorgefundene Garten im 19. Jhd. war modisch auf Englisch gemacht wurde und erst im Jahre 1906 nach Original Plänen des Architekten ( aus der Mitte des 16.Jahrhunderts !!! ) originalgetreu wieder hergestellt. Ist schon richtig beeindruckend.
Kurz vor Angers ist eine große Gewitterfront aufgetaucht – darauf bin ich direkt nach Süden Richtung La Rochelle aufgebrochen. Über den Nationalpark Morvan habe ich mich gemütlich „direction“ Atlantik über Rochefort und dann weiter in die Gironde treiben lassen. Sand, Kiefern, Surfen und ein gutes französisches Lebensgefühl haben mich Richtung Süden begleitet. Besonders waren die vielen großen Seen rund um Bordeaux und die Stadt selbst. Meer, Atlantik, hauptsächlich französische Urlauber. Bei Royan bin ich in die Gironde übergesetzt und dem Radweg durch die Kiefernwälder bis nach Bordeaux gefolgt. Eine sehr attraktive Stadt die einen bekannten Fluss einen Meeres Hafen und ordentlich viel Geschichte mit und ohne Wein zu bieten hat. Was mich jedoch am meisten überrascht hat und gar nicht auf meinem Focus war, sind die wunderbaren großen Seen die sich westlich und südwestlich von Bordeaux befinden – klares Wasser, angenehme Temperaturen, keine Salzlake und ein sehr gutes Radwegenetz. Es ist einfach fantastisch die Straße oder den Weg nicht mit dem motorisierten Verkehr teilen zu müssen. Daran gewöhnt man sich sofort.
Ein ganz schöner Abschnitt war die Reise im südlichsten Stück von Frankreich, bei dem mich Chloe und Cal begleitet haben. Ein super nettes Paar, die auch ihre Weltreise gestartet haben – wir hatten große Freude miteinander. Über das mondäne Biarritz nach Saint-Jean-de-Luz und weiter über die Grenze nach viva Espana. Jetzt ist der Weg frei Richtung Spanien, eigentlich Richtung Portugal, weil ich Spanien gar nicht so im Visier hatte. Irgendwie war der Empfang in Spanien eigentümlich für mich. Meine Vorstellung und Erinnerung hat mir etwas anderes erzählt als das, was ich gesehen habe. Ein sehr hochentwickeltes Baskenland, dass sich in komplett anderem Äußeren von der Art der Gärten, den Häusern und dem ganzen gesellschaftlichen Gefüge von Frankreich unterscheidet.
Am Abend haben wir noch eine kulinarische Einführung in das baskische Leben mit Niklas gehabt – er hat uns in die Welt des Essens von San Sebastian eingeführt und es war ein sehr geschätzter und spannender Abend. Am Morgen bin ich zuerst über die Hügel und dann ein Stück der Küste entlang Richtung Deba gestartet. Küste meint auf und ab und nicht am Sandstrand entlang, zumindest nicht im Baskenland. Und ganz oben habe ich einen wunderbaren Ort mit einer alten Kirche aus dem 15. Jahrhundert entdeckt und bin von unten nochmal nach oben gekraxelt. Diese Idee hatte noch mehrere, und wir Zwei, Nellie und ich, sind übrig geblieben und hatten einen wirklich lustigen Abend. Alles Gute wünsche ich auch Allen die auf dem Camino unterwegs sind – spätestens ab hier gibt es fast keine Fahrradreisenden mehr oder ich hab sie zumindest nicht getroffen.
Das Baskenland kennenlernen heißt Hügel oder kleine Berge erklimmen, das heißt ein Tag radeln geht nicht unter 700 – 800 Höhenmeter ab. Diese sind allerdings meist recht spektakulär. Der Weg nach Durango war auch sehr besonderes – alleine der Name lässt alle Westernhelden der letzten 50 Jahre bei mir Revue passieren.
Bilbao zu erleben war ein Highlight. Zu sehen was dieses Projekt Guggenheim von Frank O Gehry gutes für die Stadt getan hat im Umbruch des industriellen Wandels. Das von außen so anmutige Gebäude hat im Inneren als funktionierendes Museum solche Schwächen, dass es fast zerfällt. Form konnte nur noch mit Gipskarton in Kombination mit edlen Materialien im Zaum gehalten werden. Die Ausstellung selbst ist eine Ansammlung von einem wilden Mix der recht beliebig wirkt und natürlich mit Tapies und Chillida angereichert wurde. Das J.Schnabel und A.Kiefer einen eigenen Raum in Bilbao bekommen ist mir nicht verständlich. Die großartigen Skulpturen von Richard Serra so „eingeklemmt“ zu sehen, tat richtig weh. Sei es drum, Bilbao ist eine wunderbare Stadt liegt am Fluss in der Nähe des Meeres und macht einen wesentlich mondäneren Eindruck als San Sebastian.
Die Fahrt durch die kantabrischen Berge ist gezeichnet von friedlichen Tälern, markigen Anstiegen und mehr als tausend Höhenmeter kommen da pro Tag zusammen. Sehr schöner Übergang und Wechsel in die Hügel von Kastilien Leon. Einen besonderen Platz habe ich am Ende eines Flusstales hinter Burgos gefunden – hunderte von Trichterspinnennetzen verwandelten im Morgentau die Umgebung in ein Meer von dicken Schneeflocken – ein sehr sonderbarer, aber umwerfender Anblick.
Über das mondäne, wohlhabende, lebensfreudige Valladolid mit grossem Sommerfestival auf der Plaza Mayor, vielen Studierende, war das entspannteste Spanien das ich erleben durfte. Die Stadt liegt am Douro dem ich bis die nächsten Tage bis ins Zentrum von Portugal gefolgt bin. Die nächste aussergewöhnlich Stadt war ( Tratado de ) Tordesillias, hier wurde 1494 kurz nachdem Kolumbus einen kleinen Teil der neuen Welt entdeckt hatte, ein weit reichender Vertrag abgeschlossen. Die Spaniern wollten Ihren Einfluss zu sichern – selbiges wollten die Portugiesen auch und waren mit der Plan nicht einverstanden. Um keinen Bürgerkrieg auf der iberischen Halbinsel zwischen zwei katholischen Ländern herbeizurufen wurde Papst Alexander der sechste eingeschaltet, welche die Aufteilung der neuen Welt zwischen Portugal und Spanien im jetzt und zukünfig ( der Grossteil Amerikas war noch gar nicht entdeckt!! ) absegnete. Früher war die Kurie nicht so zimperlich und der Preis für die Vermittlung war ein Herzogtum für den Sohn des Papstes….. Historischer Boden der bis heute in den sprachlichen Barrieren sichtbar ist. Übrigens Spanisch ist nach Mandarin die meistgesprochene Sprache der Welt!
Auf der Carretera de Salamanca bin ich nach Westen gerollt und habe mich vor Zamora im Douro Nationalpark in Sand und runden Steinen fast festgefahren. Sehr viel Gegenwind aber eine wunderbar reduzierte Landschaft. Nachdem ich über den Staudamm eingereist bin eine kleine Portugal Geschichte: Also, es ziehen Regenwolken auf und mit dem vielen auf und ab erreiche ich ziemlich erschöpft ein kleines Dorf. Was mache ich war meine Frage, also auf in die Bar. Kein Englisch, kein Deutsch, aber mit Händen und Füßen ein bisschen französisch. Ich komme aus Österreich, habe ein kleines Zelt und brauche ein Dach über dem Kopf weil es zu regnen anfängt. Die Leute waren so verdutzt dass sie keine Antwort wussten und vermutlich gedacht haben ich mache einen Scherz. Hinaus aus der Bar und die Ruine vis-a-vis kurz besichtigt die mir salopp empfohlen wurde. Nein, retour in die Bar und nochmals versucht zu erklären ein Dach in einer Garage wäre gut genug. Also werde ich kurzerhand abgeschleppt und laufe mit einem Herrn mit Schnauzbart mit und seinen 2 Schwagern zu seinem Haus. Punkt. Er redet kurz mit seiner Frau und die Frau sagt: das geht gar nicht wie wir haben ein Zimmer, wir haben ein Bad und wir haben alles du musst bei uns im Haus schlafen. Gesagt getan, ich konnte ein Zimmer beziehen wurde zum Abendessen eingeladen und mir wurde die Wäsche gewaschen und alles irgendwie selbstverständlich. Unglaublich. Nach dem Abendessen ist dann die ganze Verwandtschaft zusammengekommen Opa hat mir seine Durchschussnarben im Oberarm und Schenkel gezeigt die er vom Krieg in Angola mitgebracht hat, der Hausherr hat mir seine Tätowierung gezeigt die er im Krieg in Guinea-Bissau erhalten hat, die besten Sachen wurden aufgetischt und ordentlich Schnaps getrunken. Das nenne ich Gastfreundschaft. Vielen Dank an alle die dabei waren – das ist Portugal!
Von Castelo Branco bin ich reich beschenkt Richtung Südwesten aufgebrochen und in Torre de Moncorva gelandet, wo zur grossen Überraschung eine Ecopista verläuft die auf einer alten Bahnlinie angelegt wurde, aber ganz versteckt in stiefmütterlichem Zustand.
Was zum Radfahren in Portugal: Habe nicht gedacht dass es so anspruchsvoll ist, aber es geht immer auf und ab – immer! Das zehrende sind auf diesen kleinen Strassen die extrem steilen Anstiege mit 15 – 20 % ( übersetzt erster oder zweiter Gang ) und meist so zwischen 400 und 800 Höhenmeter. Kurz nach der Kuppe geht es danach wieder steil hinunter – die Abfahrt ist dabei nicht von gemütlichem Cruisen bestimmt, sondern dauerndem bremsen, weil man mit Gepäck beschleunigt wie eine Rakete. Irgendwann bin ich in Pocinho gelandet. Von hier habe ich eine kurze Abkürzung nach Pinaho genommen, weil dies die einzige Möglichkeit ist die berühmten Schluchten des Douro zu sehen – Strasse gibts da keine ( den vorderen Teil des Douro bis Regua habe ich vor ein paar Jahren schon gesehen ). Anderntags bin ich dem Douro bis nach Regua im Flusstal gefolgt – das Weingut Fonseca hat mich unwissend in seinen Weinbergen beherbergt. Über die Berge der Serra des Meadas bin ich dann ins Weltkulturerbe Lamego auf über 1000 m hochzukraxeln. Die Region bietet so viel verschiedene Eindrücke innert kurzer Distanz – sehr beeindruckend.
Weiter ging es dann nach Viseu und eine wirkliche Genussfahrt war die Ecopista do Dao wo ein echter Fahrradweg auf einer aufgelassen Bahntrasse geführt wird.
Wie unterschiedlich dieses Land ist sieht man besonders in diesen Bildern. In den ersten Nebel des Septembers getaucht, ging esentlang des Flusses in die Weltkulturerbestadt Stadt Coimbra. Stadt der Studenten wird sie auch genannt, zu Studienzeiten wächst sie um 50 % auf 150.000 Einwohner. Den besten Platz auf der größten Erhebung im Zentrum der Stadt, umringt von der berühmten Altstadt, gehört der Universität. Alle Fakultäten konzentriert an einem Ort geben den Takt – hab ich noch nie so gesehen – gegründet 1290 und fordert Respekt ( übrigens 75 Jahre vor Wien ).
Danach hab ich mich wirklich auf den Atlantik gefreut – leider hat mich der Wettergott 2 Tage mit Sturm und Starkregen festgezurrt, es war richtig gefährlich. Die Wolken sind geschätzt 200 Meter über Grund und Donner und Blitz sind derart ohrenbetäubend nah, das es unheimlich war. Amüsant waren auch die Verkehrsschilder, welche mit Betonsockel in den überall vorhandenen Sand gesetzt, und vom starken Sturm und aufgeweichten Boden einfach umgedrückt wurden. Weiter ging es ins wunderbaren Nazare, dort wo die wilden Hunde zu Hause sind, zumindest im Herbst. Denn dann gibt es dort die höchsten Wellen der Welt und alles was Rang und Namen hat versammelt sich dann hier. Jetzt sind die Wellen vielleicht 5-6 Meter hoch, aber ich habe einen riesen Respekt vor den Leuten die sich trauen auf 20 m hohen Wellen zu reiten. Leider habe ich über 4 Tage alles Bildmaterial verloren. Anyway, meine Fahrt ist dann weiter gegangen nach Obidos, ein Burgdorf wie aus dem Ei gepellt, einfach schön anzusehen. Über die Hügel ging es dann weiter nach Mafra, Sintra und meinem Zielpunkt Lissabon.
Lissabon hat alles für eine richtige Weltstadt. Meer, großartige Kultur, Topographie die hilft die Größe zu kaschieren, quirliges Leben, Lebensfreude und Pessimismus in gleichen Teilen, sauber, viel zu viel Verkehr und viel zu viele Touristen. Die Sehnsucht hat diese Stadt gepachtet, dieses Strenge, die Angolaner die eigentlich Portugiesen sind, die Brasilianer die eigentlich keine Südamerikaner sind, all diese merkwürdigen Dinge begegnen einem auf der Straße. Es klingt komisch aber Portugal habe ich erst in Angola richtig erlebt und wer in Brasilien war, spricht ähnlich davon.
Persönlich ist es eine Gratwanderung, die Sehnsucht nach Gesellschaft und Kultur und das Erleben, wenn ich mit Zelt in der freien Natur bin, mich selber versorge und sehe, mit wie wenig man eigentlich leben kann. Es braucht fast nichts oder sehr, sehr wenig und die Stadt schreit Fülle, sie schreit kauf mich, sie schreit nimm mich und räum weg den Dreck. Wenn ich mich mit Jemandem unterhalte und er mich fragt, wann ich zurück fliege und ich antworte, ich bin mit dem Fahrrad da, merke ich fast ein Entsetzen, ein Gemisch aus Respekt und geht gar nicht!
Aber: alles wird gut, aber es dauert noch ein bisschen…
Richtung Land der halbnackten Bäume nach Osten bin ich aufgebrochen – in der Reiskammer Portugals bin ich gelandet. Hier Reisfelder anzutreffen hat mich sehr verwundert und noch mehr der Umstand, das in der Symbiose mit dem Reis keine Ratten, keine Schlangen, wenig Frösche, sondern ganz ganz viele rote Krebse leben. Danach sind erst die Korkeichen aufgetaucht mit ihrem knorrigen markanten Aussehen, die die Struktur der Landschaft bestimmen. Es ist nochmals ein paar hundert Meter hoch gegangen, um dann erst nach Elvas langsam Richtung Grenze abgefallen. Die Dame auf der hohen Kante hat mich dann in Badayoz empfangen.
Eine sehr traurige Nachricht hat mich hier erreicht, Iohan Gueorguiev, ist verstorben. Er war einer der ganz Großen und Ihr könnt sein Vermächtnis auf www.bikewanderer.com anschauen oder seine wunderbaren Filme auf YouTube bewundern.
Extremadura, landschaftlich ganz grosses Kino! Die Leute sind etwas eigen und man wird das Gefühl nicht los, dass Sie fast ein Problem haben Ihr Bundesland zu wechseln – in jeder Bar läuft Stierkampf oder die Zeremonien darum herum und sind so stolz, dass sie die Füsse kaum auf den Boden bekommen, aber liebenswert wenn man wirklich in Kontakt mit Ihnen kommt. Im Finale Richtung Toledo ist es in den Bergen auf und abgegangen. Leider bin ich bei einer rutschigen Abfahrt zu Sturz gekommen und habe mir die Rippen geprellt und musste 2 Tage Pause einlegen – wie sich 3,5 Wochen später herausgestellt hat, habe ich mir die 6.Rippe gebrochen bin dennoch weiter gefahren. Auf Toledo habe ich mich so sehr gefreut, wurde aber gerade übers Wochenende von solchen Menschenmassen ( nicht viele ausländische Touristen ) überrannt, dass mir die Situation mit den Schmerzen im Brustkorb zuviel geworden sind und ich das erste mal ziemlich flach Richtung Madrid aufgebrochen bin. Zu erwähnen ist noch meine Übernachtung in einer Schule, habe es nicht als solche erkannt und gefragt ob es hier einen Platz zum Übernachten gibt. Mit Glück habe ich zufällig den Schulwart erwischt und der hat mir einfach einen Platz gegeben und am Abend den Schlüssel in die Hand gedrückt und gesagt, hier sei ich komplett sicher – eine wunderbare Sache, die Menschen sind gut !
Nach Toledo habe ich mich rechts an Madrid vorbei geschlichen. Das Schöne waren diese Flusstäler die ganz verborgen und unscheinbar existieren. Wunderbar zum Fahrrad wandern und sehr abwechslungsreich im Verhältnis zu oft sehr exzessiven Landwirtschaft. Besonders war das Valverde de Tajuna und der Nationalpark des Rio Dulce hoch nach Calatayud als ehemaliges sephardisches Zentrum. Irgendwo im Nichts ist mir dann am Fluss Jamon dieses außergewöhnliche Kloster auf meinem Weg begegnet. Es ist die wichtigste spanische Schwester von Cluny als Zentrum der Zisterzienser. Die Tage war ich immer zwischen 800 und 1300 Meter unterwegs und bereits recht frisch in der Nacht. Als ich dann in Zaragosa angekommen bin und meine Rippen Schmerzen nur sehr langsam besser wurden, habe ich beschlossen einen 240 km Shortcut mit dem Regionalzug ans Meer nach Barcelona zu machen.
Barcelona habe ich am frühen Abend nur gestreift und bin die Costa Brava nach Norden geradelt. Präsentieren und Show ist in diesem Teil angesagt bis hoch nach Lloret. Danach bin ich übers Land nach Girona abgebogen. Da ich den normalen Weg Richtung Frankreich schon mal gefahren bin, habe ich noch mal den Weg zum Meer gesucht und bin den anstrengenden Weg der Küste des Golf de Lion entlang (1600 Hm ) und über Banyuls sur Mer bis nach Narbonne. Dicke Wolken und Regen waren meine treuen Begleiter.
Von der Üppigkeit und letzten Blicke ans Mittelmeer, bin ich durch die Camargue über Avignon Richtung Norden aufgebrochen. 4 Tage lang war der Kampf gegen den Mistral der mir im Höhepunkt mit mehr als 60 km/h Widerstand geboten hat. Bis Valence habe ich das mitgemacht und bin dann rechts in die Alpen und über Grenoble an den Lac de Bourget abgebogen. Die restlichen Kilometer bis Genf haben es nochmals in sich gehabt, weil sich die Rhone hier tief in den Fels eingegraben hat und man ihr nicht folgen kann. Vor Genf habe ich dann das letzte mal gecampt und um 6 Uhr Morgens war alles um mich gefroren. Ich hatte mit meinem Sommerdress zu kämpfen um das nasse Zeug von Zelt und Geschirr mit klirrenden, klammen Fingern einzupacken. War gar nicht so einfach. Da er am nächsten Tag noch ordentlich Niederschlag vorhergesagt hat, habe ich mich entschlossen von Genf mit dem Zug nach St. Margrethen in der Ostschweiz zu fahren. Das war eine gute Entscheidung, weil es überall in Mitteleuropa sehr kalt und regnerisch geworden ist und ich nach vielen Tagen wieder bei meinem Schatz sein durfte. Am nächsten Tag hat mich dann Florin in der Hälfte der Strecke aufgegabelt und wir sind gemeinsam nach Hause geradelt – ein richtig schöner Abschluss und vielen Dank, dass ihr mich begleitet habt.
Was zu Instagram : Jammern ist nicht meine Tugend, sonst wäre ich danach nicht noch fast 200o Km gefahren – als ich die Bilder als Story 3,5 Wochen später gesetzt habe wurden diese 86 mal geklickt – 6 Leute haben regiert ( muss mal Ernsthaft über die Inhaltslosigkeit und Oberflächlichkeit dieses Medium´s nachdenken ……. ) meine fossilen Ganglien funktionieren jedenfalls anders!