In Syrien angekommen sind wir Richtung Irak abgebogen um in Bosra halt zu machen. Hier steht das am besten erhaltete freistehnde Amphietheater der Welt – praktisch völlig in Takt, mit einem Fassungsvermögen von 15 000 Personen – nicht zu fassen und dies bereits vor fast 2000 Jahren. Die Fertigkeit und das Kunstschaffen der Griechen und Römer fasziniert immer wieder, diesen Aufwand eine Theater dieser Dimension ins freie Feld zu stellen, zeugt von einer hoch entwickelten Kultur, wie Sie mir auf meiner Reise so oft begegnet ist. Wenn man den Tempel von Karnak der fast 4000 Jahre älter ist, den Zusammenhang und die Überlagerungen der Kulturen erfahren und sehen kann – wir so das eigene Schaffen, Streben und Tun auf ein vernünftiges Mass in den Hintergrund geschoben.
Durch die fruchtbaren Vulkanberge des Jebel al Druz, sienarote Erde wohin man schaut, sind wir über diese Christenregion der Drusen in die Ebene von Damaskus gefahren.
Die Stadt selbst ist stark gewachsen, hat die meisten Flüchtlinge des Irakkrieges aufgenommen, macht aber für mich einen fast unveränderten Eindruck, so wie ich Sie vor 20 Jahren bereits erlebt habe. Die Syrer sind freundlich, machen aber durchs Band einen gestressten Eindruck – die Wirtschaftskrise war hier am deutlichsten spürbar. Mit einem angenehmen Hotel in der Stadtmitte hatten wir Glück, eine optimale Grundlage die Souks zu erkunden und lange Spaziergänge zu machen.
Hier haben sich dann unsere Wege getrennt – Kees ist Richtung Libanon gefahren, ich Richtung Maalula. Es war sehr angenehm mit Ihm zu Reisen – einerseits weil ich fast gleich alt wie er gewesen bin als ich meine erste grössere Reise unternehmen habe und es sehr schön war an diese Zeit, diese Frische und Kraft erinnert zu werden – und anderseits in die Zukunft zu blicken, dass meine Kinder in wenigen Jahren auch so alt sind die Welt zu erforschen – vielleicht darf ich dann das eine oder andere mit Ihnen teilen.
Auf der Anreise nach Palmyra war ich in Gedanken 20 Jahre jünger, es hat sich auch einen Ruhe eingestellt die ich daran bemerkt habe, dass ich praktisch auf der ganzen Fahrt gesungen und gesummt habe – schöne Erinnerung – grosse Freude. Der Weg von Damaskus nach Palmyra ist sehr abwechslungsreich und der letzte wirkliche Wüstenabschnitt den ich zurückgelegt habe. Bei der Ankunft war ich zwar enttäuscht, weil der alte chaotische Charme ( der Kaffee wird nicht mehr aus alten Kapitellen serviert … ) ist und auch hier der Tourismus Einzug gehalten hat –
Fazit: die Stadt ist heute 3 mal so gross als damals und die Kommerzialisierung hat vollen Einzug gehalten.
Aber: es ist immer noch wunderbar, weil die Syrer nicht wirklich einen Plan haben – einfach nett könnte man dazu sagen. Die Ruinen selbst haben nichts von Ihrer Strahlkraft und Einmaligkeit verloren – bin viel gewandert und war in Gedanken – ja – und meinen Geburtstag habe ich hier genossen. Fünfundvierzig, gut zurück zu schauen und einen Blick in die Zukunft zu werfen – jetzt habe ich richtig Sehnsucht nach meinen Kindern.
Von Palmyra bin ich dann nach Richtung Resafa aufgebrochen – wilde Strassen mit Pisten auf denen man so richtig bolzen konnte – ein Staubfontäne nachziehend die sich 50 Meter hoch in die Luft geschraubt hat und die Herzen aller Endurofaherer höher schlagen lässt.
Resafa die alte ca 500*500 m grosse Karawanserei war dann ein schöner Abschluss der Wüstenstrecken die ich meist komplett allein und in grosser Einsamkeit gefahren bin.
Wüste ist faszinierend und der Respekt den Leuten gegeüber, die hier Ihr Leben fristen wirklich gross.
Nach diesem Abschnitt ist die Reise Richtung an der Euhprat entlang nach Aleppo gegangen – diese Stadt habe ich ganz anders in Erinnerung, viel kleinteiliger – die Citadelle lag damals frei und die Souks, berühmt für Ihre besonders schmalen und engen Gassen, waren nicht mehr so einfach zu finden.
Hier gibt es noch eine wirklich lustige Geschichte: auf Entdeckungstour durch die Stadt fahre ich eine winzige Gasse, einen Einbahnstrasse, hinunter und lande – genau mitten im Souk tausenden Syrer, ein paar Touristen, ca 2,2 m breite Gassen mit beidseitigen nicht endend wollenden Läden und ein Vorarlberger mit fettem Motorrad mitten drin – ich habe so herzhaft über mich gelacht und sage und schreibe über eine Stunde gebraucht bis ich den Weg wieder hinaus gefunden habe. So viele verwunderte Gesichter habe ich noch nie in meinem Leben gesehen, aber es hat richtig Spass gemacht.
Am Abend hat hier die Story mit der Kälte angefangen, sprich ich bin TShirt, Pullover, Jacke und Motorradjacke eigentlich nicht mehr richtig los geworden. Also bin ich am nächsten Tag in die Türkei gewechselt und habe richtig Gas gegeben und bin mit zweimal übernachten die komplette Küstenstrasse bis nach Cesme bei Izmir an der Westküste gelandet.
Die Türkei die ich einmal gekannt habe existiert nicht mehr, einerseits bewundernswert was die Türken in den letzten Jahren alles geleistet haben, anderseits ist der Massentourismus das was ich absolut nicht ertrage und es mir eine Gänsehaut aufzieht. Am Beispiel Antalya, vor 20 Jahren eine Kleinstadt mit einer Beton Flugrollpiste wo in den Fugen das Gras herausgewachsen ist, wurde eine Grossstadt mit über 900.000 Einwohner – vermutlich mit mindestens nochmal sovielen Gästebetten ….
Von dort habe ich dann nach Chios und über Nacht nach Piräus übersetzt. Die frühmorgentliche Einfahrt in in einen Welthafen war schon einen beeindruckende Sache die mir in Erinnerung bleibt. Da es am Morgen rund 7° gehabt hat, noch ausreichend Zeit vorhanden war, bin ich gleich über die Strasse von Korinth nach Kalamata in den Süden des Peleponnes aufgebrochen – mit der naiven Vorstellung und dem festen Glauben, dass es im Süden einfach wärmer sein muss. In den Finger geschnitten – nachdem es mich zweimal aber wie abgeduscht hat -habe ich nach dem vierten Tag mit klammen Fingern beschlossen, die Heimreise endgültig anzutreten ( das Telefonat mit meiner Felicia: Papa wen kunscht endlich …. ), bin nach Igoumenitsa, von dort nach Ancona und dann in einem Satz nach Göfis gefahren. Eine freudige Ankunft und froh wieder zuhause zu sein.
HONDA Afrika Twin: 7600 km durch Schlaglöcher, Wüstensand, wilde Pisten, Dauerziemlichvollgas, aber einfach absolut nichts – keinen Aussetzer, kein Problem mit 80 Oktan Benzin, einfach zuverlässig und völlig ausreichend motorisiert und uneingeschränkt zu empfehlen – genau so wie es sich jeder auf so einer Reise wünschen würde. Für die zwei zerbrochenen Rückspiegel bin ich eindeutig selbst verantwortlich …..
FAZIT:
Es ist so wohltuend an absolut nichts, ausser vielleicht an den nächsten Tag denken zu müssen, dass ich dies jederman nur von Herzen empfehlen kann. Alle Ängste, Unsicherheiten und Anpannungen lösen sich im Laufe der Zeit und es war die reine Freude eine Zeit, verantwortlich nur für mich selbst, erleben zu dürfen. Es erweitert den Horizont und beflügelt die Seele.
Ich wurde immer freundlich, hilfbereit und zuvorkommend behandelt, es wurde mir trotz versehentlich oft nicht abgeschlossenem Koffern oder steckengelassenem Motorradschlüssel absolut nichts gestohlen oder beschädigt.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Euch die Durchsicht dieses Blogs Freude bereitet und möchte mich nochmals bei Allen bedanken die mich bei der Durchführung unterstützt und damit die Reise erst ermöglicht haben.
Und in Gedanken an meine Kinder, reist, reist, reist und habt Freude am Neuen.