2024-02-09 Bin in zwei Tagen die 280 km bis nach Samara hinunter gedüst. Erster Eindruck von Costa Rica war ein relativ sauberes Land das deutlich mehr Ressourcen für die Bevölkerung hat, aber auch bedeutend teurer ist als Nicaragua – mindestens doppelt so teuer. Auf der Fahrt habe ich einen Flughafen passiert in der Nähe von Liberia und konnte einige europäische Fluglinien sehen. Dass der Tourismus so stark ist hatte ich nicht erwartet. Ich werde die nächsten Tage Richtung Cabo Blanco durch einsame Buchten fahren und später Richtung Punto Arenas nach Norden ziehen.
2024-02-11 Endlich wieder am Pazifik oder so ähnlich hat sich’s angefühlt. Der Weg von Nicoja nach Samara war fordernd, weil die costaricanischen Straßenbauer keinen Winter kennen. Extrem harte Auf- und Abstiege die oft nur das Schieben erlauben. Der Lohn war überzeugen und einer der schönsten Strände die ich je gesehen habe.
Der Weg Richtung Cabo Blanco war dann noch spektakulärer. Ich musste an einer Mündung eines riesigen Mangrovenfeldes übernachten um die richtige Tide abzuwarten, und selbst dann war es nicht einfach mit einem Fahrrad am Buckel durch Knie hohes, starkziehendes Wasser zu gehen. Kilometer lang fast niemand am Strand, sauber, super zu fahren und sehr entspannend.
Die Ankunft im letzten Dorf vor dem Cabo hat mich dann allerdings schockiert. Im Laden kostet eine !!! Avocado 2,5 €, eine Mandelmilch sage und schreibe 13 €, 1 Liter Kefir 19 €, die Wasserflasche mit 1,75 l kostet 2,5 € – brutal in angebracht dessen, dass man das Leitungswasser nicht trinken kann, der Markt regelt das und die Leute zahlen es anscheinend.
Ein muss hier: irgendein Moped oder Quad mit einer seitlichen Anbringung für Surfboards durch die Gegend zu heizen. Auf den unbefestigten stark staubigen Straßen für einen Radfahrer der richtige Traum. Die die unten sind fahren nach oben um die beste Bucht zu ergattern und die die oben sind fahren nach unten der ganze Scheißverkehr ist hausgemacht. Teiltätowierte Birkenstockträger hat es hier zu Hauf – andersartige werden ignoriert ( es muss noch teurer werden !)
Harte Realität und höchste Zeit von hier sofort zu verschwinden.
Die Strecke hoch nach Paquera war hart, weil grob geschottert und besonders die Touristen fahren wie die Hölle, damit sie den hohen Preisen entkommen können 😉 …. meine Stinkefinger war Ihnen gewiss!
2024-02-12 Heute mit der Fähre von Paquera nach Punto Arenas und anschließend nach Monteverde auf 1400 m gekrabbelt – die Strassen sind immer wieder extrem steil und können locker mit Guatemala mithalten! Hobs wella – schleack Kella! Hier ist es nicht viel anders als an der Küste – Tourismus pur und Preise die sich gewaschen haben.
Die Babyboomer sind bereit ein Geld hinzulegen, da bleibt mir die Spucke weg – hier kostet alles was und die völlige Kommerzialisierung für jede Kleinigkeit ist ziemlich enttäuschend. Würde mal 150 – 250 € pro Tag/Person veranschlagen mit Mittelklassehotel / M-Auto / Adrenalinvergnügen und ein paar kleine Urlaubswünsche ….
2024-02-14 Die Natur die hier irgendwie als Beilage „herumliegt“ hat es wirklich in sich. Mir kommt vor es sind die großen Blätter die dieses anders sein am meisten verursachen: seien es Palmwedel, riesige Bananenblätter, Baumblätter die 40 cm Durchmesser haben und sonst allerhand das ich namentlich nicht definieren kann.
Im Reserva Bosque Nuboso in Santa Elena wurde bereits vor 40 Jahren ein Weg durch den Bergregenwald gebaut und wird Natur gehegt und gepflegt. Tiere sind schwer zu beobachten, aber das gesamt Ambiente mit diese Pflanzenvielfalt ist schon sehr außergewöhnlich.
2024-02-16 Von Santa Elena auf 1400 m ist es hinunter zum Arealsee und Areal Vulkan gegangen. War sehr froh wieder in die Natur eintauchen zu können und das touristische Umfeld zu verlassen. Die Abfahrt zum See in einer Höhe von 550 m, hat mich 1500 Höhenmeter gekostet – klingt absurd, aber so ist Costa Rica.
Ein schöner Tag auf kleinen Wegen mit einer Übernachtung am See. Leider hat mich in der Nacht der tropische Regen im Zelt erwischt – zum Glück war es dicht, aber alles andere Pudel nass.
Diese Nässe hat mich auch am nächsten Tag begleitet nach La Fortuna, ein sonderlicher Unort der mir nur von französischen Saison Urlaubsorten bekannt war und sich in den Highlights des Nordens von Costa Rica eine fixe Größe gemacht hat – schrecklich wenn da nicht die wunderschöne Natur wäre …..
2024-02-17 Die Hauptverbindungsstrassen in Costa Rica haben einen gewaltigen Nachteil für Fahrradreisende – die Strassen sind schmal und es gibt keine Randzone oder Pannenstreifen. Meist einen Absatz von 20 cm auf die Grasnarbe – ziemlich heikel! Nach Quasada habe ich beschlossen das Stück mit dem Bus bis San Jose zurück zu legen. Für diese Strecke von 95 km mit starkem Verkehr hat der Bus auf flachster Route 2140 m Anstieg gebraucht um in 1170 m anzukommen …. Überraschend viel Industrie im Central Valle und die Agglomeration um San Jose lässt die Stadt sehr gross erscheinen.
Der Busbahnhof in San Jose „San Carlos“ ist in eine armseeligen Gegend – so viele Gescheiterte habe ich zuletzt nur in San Francisco gesehen. In der Mitte wird es quirliger und wieder alles Business 🙂 ab und an definitiv teurer als bei uns, aber es funktioniert und die Mistkübel werden geleert….
Hier gibt es ein außergewöhnliches Nationalmuseum das neben dem historischen Gebäude selbst ( Hauptziel bei der Umsetzung der Revolution die wie eine Lawine von Mexico innert weniger Tage nach unten gerollt ist und als letztes hier angekommen ist ).
Der Teil mit prekolumbianschen Wurzel bis die Christopher Kolumbus um 1496 erstmals gelandet ist und die Spanier alles auf der Kopf gestellt haben. Die sehr fein ziselierten Arbeiten von kultigen Tischen und Opfergefäßen sind komplett eigenständig und habe ich von meinem Weg nach unten noch nicht gesehen – wunderschön!
Überhaupt ist mir wieder vor Augen geführt worden, bei allen widrigen Umständen und Auswüchsen ALLER Industrien, wie wohltuend jede Art von Kunst und Kultur meiner oder uns aller Seelen wohl tut.
2024-02-21 Nach drei Tagen bester Küche und netter Gesellschaft, einem akzeptablen Wetterbericht, war es an der Zeit aufzubrechen Richtung Cerro La Asuncion in 3355 m ( da hat der Piz Bin das Nachsehen 😄 ). Die dunklen Wolken im Gnack durch den Nebel zwischen 1800 bis 2200 durch getaucht und danach mit voller Nieselbrause am Ziel. Hochgefahren auf der Route der Panamericana ….. endlos.
024-02-20 Das schöne wenn man zeitlich nicht getrieben ist, dass sich so viele Möglichkeiten auftun um Neues kennenzulernen. Die Landschaftsarchitekten Chrili und Yann haben mich aufgenommen – Sie können ausgezeichnet kochen und ich durfte Früchte und Speisen kosten, die ich noch nie gesehen oder probiert habe 😄 – Dankeschön Euch!
2024-02-22 Meine fröhlichste Abfahrt ever. Der Morgen war vom dicken Reif geprägt und das Cabanapersonal war ganz aufgeregt und hat fotografiert wie verrückt, weil sie noch nie einen Reif gesehen haben. Von so hoch auf einer guten Straße langsam nach unten zu rollen hat mir eine Stunde Gesang in voller Lautstärke geschenkt. Die Leute haben sich wahrscheinlich gedacht dass der Radfahrer einen Knall hat, aber die meisten haben mir zugelächelt.
Gemütlich durch die Klimazonen zu düsen hat was. Bis ans Meer waren es dann nochmals 1000 Höhenmeter aber bei 4000 m abwärts war das nicht so wichtig!
Übrigens das war es mit den Bergen bin im unteren Ecke von Costa Rica angekommen….. Jetzt sind es nur noch Hügel bis Panama 😂.
2024-02-25 Wieder viel passiert. Nach der wunderbaren Abfahrt aus 3355 m bin ich in San Isiderio leicht rechts Richtung Uvita abgebogen. Leicht durch die Hügel und dann auf und durch den Dschungel ab – aber richtig. Naiv bin ich einer Motocrossspur gefolgt und habe dabei schnell 400 hm verloren bis der Weg in einen Pfad, ein Rinnsal und im fast nichts gelandet ist.
Glück gehabt und doch noch nach 1000 hm im Tal bei Uvita gelandet bin.
Andertags auf nach Sierpe, dem Dorf ohne Brücke das die Basis zum Eintritt in den Nationalpark Corcovado, einem der letzten Primärregenwälder der Welt bildet. Auf der anderen Seite bin ich über ein paar Hügel den Fluss zum Meer gefolgt und in der Drakebay gelandet – ergo kamen wieder genau 1144 hm zusammen – es ist zu verrückt werden in diesem Land 😉.
2024-02-27 Corcovado ist wahrscheinlich der berühmteste Nationalpark, weil es der oder einer der letzten primär Regenwälder der Welt sein soll. Der touristische Druck ist sehr groß und man kann den Park über fünf Stationen erreichen. Mir war es nicht ganz geheuer, nicht wegen der Schönheit des Regenwaldes sondern wie gesagt dem touristischen Druck. Zwei Tagen war ich fast froh an einen ruhigeren Ort zu kommen. Für eine Wanderung mit Übernachtung im Zelt im Urwald und retour am nächsten Tag nehmen sie mittlerweile sagenhafte 345 Euro. ….
Egal, also bin ich weiter nach Porto Jiminez und habe dort nach Golfito übergesetzt. Einen Besuch in der Tropenstation La Gamba, der Universität Wien und dem Urwald der Österreicher musste sein – zufällig habe ich Michael und seine Gattin kennengelernt, der damals die Initiative gestartet hat und dafür verantwortlich ist dass diese Sache ins Rollen gekommen ist, wiein dem Privatpersonen Urwald gekauft haben der mittlerweile dem Nationalpark Piedras Blancos geschenkt wurde. Eine tolle Geschichte und hat mich sehr beeindruckt.
Nach diesem Zwischenstopp bin ich dann schnurstracks Richtung panamesische Grenze gefahren.
2024-02-29 Voll Freude dem Tourismus zu entrinnen bin ich nach Panama geradelt und mittlerweile dort angekommen. Fahrradtechnisch erleichtert, weil es doch mit großer Wahrscheinlichkeit flacher wird und auch mit einem tränenden Auge, weil die Endlichkeit dieser Reise spürbar ist – freudig, weil ich in ein paar Wochen wieder bei Birgit und den Meinen bin.
2024-03-02 Denkste mit dem flacher, gestern von der Grenze nach David, eine nicht auffällige neue Stadt und überraschend trocken und …. alle Gewässer sind klarer als in Costa Rica ( wahrscheinlich weil hier wesentlich weniger Leute sind ). Im Ländervergleich ist mir sofort Angola eingefallen, ich weiß, dass habe ich bei Belize auch schon gesagt, aber hier dreht sich alles um Geld. Deine Kontur, deine Visage, deine Farbe liegt hier auf Statussymbolen wie Auto und Sonstiges. Weiter im Land drinnen hat dich das dann ein bisschen geändert. Bin zu einer Hacienda gefahren und habe das Leben dort mitbekommen. Der mittelgroße Farmer, so hat er sich bezeichnet, hat 400 Kühe und alles ist auf Fleisch und nicht auf Milch aufgebaut ( sein Auto war entsprechend groß und neu 🙃).
Abseits der Hauptverkehrslinie ist es dann weiter Richtung Santiago gegangen. Sehr schöne und ruhige Gegend mit viel Landwirtschaft und Hügeln ohne Ende – ergo heute 1455 Höhenmeter ….. Heute hat es mich ein bisschen geplagt, dass ich jetzt eigentlich genug habe von dieser verdammten Schinderei bei 35/40 Grad.
2024-03-04 Über holprige Straßen und teils auf der einzigen Verbindung Richtung Panama City bin ich dann hinter Santiago abgebogen und in Chiquita gelandet. Genau dieses Chiquita, unser aller Bananenbegriff 😁.
Am nächsten Morgen dann hinauf auf den Vulkan el Valle de Anton, dem einzigen erloschenen Vulkan in dem das Dorf in der Caldera gewachsen ist. Ein Lieblingsort der Panamesen, weil hier das ganze Jahr angenehme Temperaturen herrschen und immer ein leichter Wind geht. 40 Nationen wohnen in dem kleinen Dorf und ist sicher einer der teuersten Orte im ganzen Land. Das Preisgefüge ist hier verschoben, weil man immer noch in einem einfachen Restaurant vernünftig essen kann für 5 Dollar, aber alles westliche oder chinesische wesentlich teurer ist als bei uns!
2024-03-06 Oben angekommen habe ich dann beschlossen meine letzte Regenwaldfahrt an die Karibik nach Colon zu machen. Im Nachhinein eine unvorhersehbare Fahrt auf ausgewaschenen, vernachlässigten Strassen und von 170 km Distanz zum Meer rund 70 km durch Dschungel, Pferdetracks im Niemandsland zwischen zwei Provinzen.
In dieser Abgeschiedenheit fernab der beliebten Mall’s leben die wunderbarsten Menschen ein ruhiges, zufriedenes Leben. Bei einigen von Ihnen war ich Gast und durfte ihre Gastfreundschaft auf das Großzügigste genießen. Vielen Dank noch mal!
Es war super schön aber super anstrengend und von den vermeintlich 950 m vom Vulkanrand zum Meer sind am Ende 3600 Höhenmeter geworden.
2024-03-07 Die letzten Staustufen des Panamakanales bei Gatun ( im Lake Gatun )muss 30 m über zwei Schleusen überwunden werden und ist ein sehr beeindruckendes Bauwerk, ebenso die 50 m hohe Brücke unter der die grössten Containerschiffe durchfahren.
Habe den Panamakanal erreicht. Ein bisschen wehmütig weil es jetzt dem Ende zugeht und auf der anderen Seite ein zufriedener Rückblick auf eine so schöne Reise.
2024-03-08 Colon, einstige Kolonialstadt und Beginn des Panamakanales in der Karibik. Die Stadt ist völlig heruntergerockt und gilt als die Gefährlichste in Panama. Trotz allem hat sie diesen karibischen, rauhen Charme, derb und laut mit an jeder Stelle sichtbaren Armut der Bevölkerung. Das Gegenstück ist die Zona Libre, welche als günstigste Einkaufsmöglichkeit vom ganzen Land gilt. Sehr großer Kontrast und schwer einordenbar.
2024-03-10 Die Fahrt über Colon an der Karibik nach Porto Bello und Richtung Panama City durch das Hügelland in der Mitte und entlang des Panamakanales, war geprägt wie der Wechsel zwischen zwei Ländern / Welten.
In allen karibischen Zonen die ich auf dieser Reise gesehen habe, war überall das selbe Chaos, der selbe Dreck und Müll, dieselbe Armut und das Gefühl vom Leben nicht bevorzugt zu sein. Diese Opferrolle sitzt so tief, dass es wie eine Legalisierung des kleinen Betruges rechtfertigt. Sie können für nichts dafür, finden immer etwas Neues um die Kuh zu melken, sind für nichts verantwortlich und Schuld sind immer die Anderen. Beispiel? Kein Wasser im Hostel, nicht mal um die Hände zu waschen, aber zwei Dollar verlangen um ein Handtuch auszuleihen ….. jeden Tag gibt’s solche Dinge zu erleben. Es geht auch auf den Wecker für alles einen Aufschlag von 30 bis 50% zu bekommen – du bist „reich“ also ist das in Ordnung. Legislative und Exekutive in einem so wie es unsere Rechten auch gerne hätten!
2024-03-11 Bin angekommen in Panama City! Tilt – das war’s und langsames ausklingen, denn am Sonntag geht’s nach Hause and thanks a lot to TRIstore Panama City, perfect bicishop 👍🏼!!!
2024-03-15 Was über Panama City: eine eigenartige Stadt die ich versuche ein bisschen zu beschreiben. Hier wird gezeigt was man hat und meint, ein Kosmetiksalon ist voll verglast und ich habe eine liegende Dame gesehen, die von sechs Assistentinnen betreut wurde. Eine am Kopf vier an den Gliedmaßen und eine für die Unterhaltung! Selbiges im Tattoostudio, wenn man sich entschließt etwas zu machen, den Schmerz auf sich nimmt darf auch sofort her gezeigt werden was da wundersames entsteht. Und nochmals, ich habe nichts gegen Tätowieren, aber die Motive sind oft mörderdoof bla bla bla ….
Die Preise zum Leben sind hier in den guten Lagen teurer als bei uns und in den ärmeren Vierteln so wie im sonstigen Land gut erschwinglich. Viele Übergewichtige sind unterwegs, auffallend viele Damen und hier ist alles Stretch – auch wenn es fast quadratisch ist….
2024-03-16 Panama City liegt auf einer sehr flachen Sandsteinplatte. Nicht besonders beständig Sandstein, aber von guter Qualität um die ganzen Hochhäuser errichten zu können. Diese flache Steinlandschaft zieht sich auch weit ins Meer hinein und bei einer niedrigen Tide von ca 2,5 m wandert die Wasserkante 200 bis 300 m ins Meer hinaus. Die ganzen Abwässer der vielen Menschen werden in Bächen und Flüssen eingeleitet und verteilen sich in dieser Brache und ihr dürft raten wie es duftet in dieser Stadt = keine Spezialität von Panama City – es gibt keine Abwasserklärung in ganz Zentralamerika!
Vielleicht bin ich darum kein Salzwasserfan …. egal, das Ende rückt näher und ich werde am Sonntag morgen losfliegen und sollte am Montag Morgen in Zürich landen. Das Fahrrad ist schon eingesackelt.
So Gott das will und United keine größeren Teile verliert 🙃😉 wird sich das ausgehen….