Juni 2024 – Wer hätte das gedacht, aber ein abwägen aus 2 OP`s, einem Todesfall und der bevorstehenden Betriebsübergabe Ende Jahr, grosser Feuchtigkeit im ursprünglichen Zielgebiet in meinem Zeitfenster, machen diese Entscheidung nachvollziehbar.
Genau ….. es geht nochmals in die Vereinigten Staaten! Möchte sie erleben diese Blaue / Rote Zone, einfach wissen was in diesem Land vorgeht. Die Sonderstellung von Californien lässt sich ja nicht über das gesamte Land stülpen.
Werde meine Tour im Big Apple beginnen und Richtung Westen halten. Über die Appalachen in den mittleren Westen, über die Rocky´s zum Ausgangspunkt meiner letzten Reise nach San Francisco. Die Entscheidung über Utah Arizona oder Wyoming Idaho oder Colorado Nevada ist noch nicht gefallen. In der Prärie wird es ordentlich warm werden, aber auf jeden Fall besser als Regen und Kälte!
Da ich kein Racer bin 🙂 werden es so um die 6000 km werden – viele Wochen einfaches Leben – freu mich drauf !
2024-07-04 Eingetaucht bin ich in diese wahrscheinlich bekannteste Stadt der westlichen Welt, ihr Charme ist rau wenn man in JFK Richtung Manhattan aufbricht. Die Außenviertel in Richtung Brooklyn sind markant und wird leicht wohlhabender und das f*** nach jedem zweiten Wort weniger. Die Preise sind exorbitant und habe oft das Gefühl es beginnt immer mit 5 Dollar. New York der Klassiker, der sicher meine Kindheit und Jugend mitgeprägt haben. All die bekannten Namen, Plätze und Gebäude, die vielen Menschen die bei Fragen sich oft übertrieben zurück wenden oder freundlich, interessiert antworten, aber unverbindlich anonym bleiben wollen.
2024-07-05 Aus Manhattan Central Park an die Südspitze und mit der Fähre vorbei an der berühmtesten Leuchte ever nach Staten Island ins kleine New Jersey – nach der Hektik der Stadt eine Oase, große bespielte Parks, gepflegte Vorgärten mit netten Häusern. Tracy und Joan haben mich in Princton aufgenommen und verwöhnt.
Gewöhne mich langsam an diese andere Welt. Eingebettet in ein Ensemble einer ganzen Strasse, aber die Wäsche hinaus hängen zum trocknen bei über 30° geht nicht, auch auf der Rückseite des Hauses nicht, weil sich die Nachbarn muckieren. Diese Medaille läuft über sehr herzlich und freundlich bis prüde in unheimlich kurzer Distanz ….
2024-07-07 von New Jersey, den gepflegten Gärten und Kontrast zu NY ist es weiter Richtung Süden gegangen. Die Landschaft ziemlich flach ist ebenso nach Pennsylvania und Delaware übergegangen und Final in Philadelphia bei Royer gelandet. Im Anfangsfieber hat mich die Stadt selbst nicht wirklich interessiert. Tags darauf in die Hügel und der beginnenden Appalachen bei zunehmender Hitze bis 37 Grad. Angefangs recht anstrengend und am Abend fast 1000 Höhenmeter! Spannend war es trotzdem, weil ich mitten durch Amish Land gefahren bin – konservativ mit Pferd Rad und Roller. Hier gab’s auch Wäsche zu sehen 🙂
2024-07-09 Richtig unwissend bin ich in die Geschichte Amerikas hinein gestolpert. Angefangen von Trenton wo A. Lincoln die entscheidende Schlacht gewonnen hat im Bürgerkrieg gegen die Südstaaten. In Gettysburg war das Hauptschlachtfeld und die Region wurde zum Nationalpark erklärt. Dieser schreckliche Kult des Krieges um 1863 zieht sich bis ins jetzt, weil Veteranen als Helden geehrte werden, auch wenn wie H. Kissinger formiert hat, Sie nur Ihre staatlichen Interessen vertreten haben. Bei den Intervention der Jüngeren Tage würde ich das als grobe Unschärfe bezeichnen.
2024-07-11 Über Hagertown am Potomac gelandet – der Fluss ist darum so bekannt weil er wie an der Isonza, das Blut der Schlachten bis zum Meer getragen haben soll. Der Radweg entlang des Potomac Richtung Pittsburgh ist einer der schönsten die ich je gefahren bin. Alles auf Kies, naturbelassene Umgebung in einem sauberen Fluss in dem man baden kann …. es hatte jenseits der 35 Grad und ich habe mehrfach davon Gebrauch gemacht 😄. Von Cumberland führt dann der Weg auf einer aufgelassenen Bahnstrecke auf 760 Höhenmeter. Es ist einfach eine wilde und doch gepflegte Landschaft, kein Müll oder sonstige Verunreinigungen!
Perfekt bis auf die Temperatur 😁.
2024-07-13 Am Plakat steht: “ God – Guns – TRUMP“ aber ich wurde herzlichen empfangen und darf im Garten übernachten. Da ich selber zwei große Dosenbier mitgebracht habe hatte ich das Gefühl es würde genügen, wurde jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass ich jederzeit kommen könnte um weiteres Bier zu holen. Auf die Frage woher ich komme, nein nicht aus Australia, ich komme aus Österreich dem Herzen Europas. Auf die Frage: “ Bist du von dort aus geradelt, wusste ich nicht wirklich was ich antworten soll.“ Ja so sind sie die Amerikaner, zwei Welten zwei Ansichten und kein bisschen mehr – the leader of the world … oder so ähnlich. Die Reise hat mich weiter dem Fluss entlang nach Pittsburgh geführt. Bin durch das Steel Valley gefahren und im Herzen gelandet. Über den Montourtrack weiter nach Westen aufgebrochen.
Fast hätte ich es vergessen: ich durfte im Falling Walter House von F.L.Wright zu kehren. Unglaubliches Glück das die auf meinem Weg gelegen ist.
Und noch einen herzlichen Gruß an Jimmy der mir seine Welt eröffnet hat.
2024-07-15 Von Pittsburgh Richtung Ohio ist angestanden. Die Landschaft der Appalachen ist sehr reizvoll, viel bewaldet und gepflegte Häuser in den meisten Orten. Weiter westlich wird es dann teilweise ärmer. Bestimmend ist und war hier der Kohleabbau im Tagbau, vereinzelt in Minen. Die teilweise die topographische Gegebenheit haben sich teils stark verändert. Heißt, tauchen in bewältigen Gebieten Grashügel auf, verbirgt sich darunter in der Regel alter Abbauschutt oder Müll. In der zweiten Phase wird besonders ab der Grenze zu Ohio massiv Fracking betrieben. Dies bedeutet dass es im Abstand von ca einem Kilometer überall Bohrstationen gibt, wo das Reaktionsmittel in die Tiefe eingespritzt werden kann um das vorhandene Öl im Gas umzuwandeln. Diese Zerstörung, besonders des Grundwassers, findet auch Deckung bei der Bevölkerung, weil es rund 8000 Dollar pro Acker gibt und einen prozentualen Anteil der genutzten Fläche unter der Erde. Ungefähr in der halben Strecke vor Columbus wechselt das ganze in eine bereits ausgeraubte Unterwelt und die alten Stationen rosten vor sich hin und es wird nichts zurückgebaut – schrecklich und unvorstellbar in unseren Breiten! Trotz dieser Umstände ist das Landschaftsbild sehr ansprechend und abwechslungsreich.
2024-07-20 Nach zwei Nächten in Columbus und frisch gewaschener Wäsche, war ich richtig gierig in die Mitte aufzubrechen. In drei Tagen habe ich 450 km gemacht, es ging mir einfach gut von den Füßen. Die Landschaft ist flacher geworden und führte über viel Landwirtschaftsfläche mit gemischter Umgebung in eine fast monotone Anbauweise von Mais und Soja. Entweder oder das sich erst beim Übertritt nach Indiana geändert hat wo immer öfter Brachflächen aufgetaucht sind. Über ein interessantes Dayton nach Indianapolis. Es sind Flächenstädte die ohne Topographie nicht wirklich zu fassen sind. Indianapolis ist mir ein bisschen überheblich vorgekommen mit vielen Leuten die einen eher abschätzigen Blick gehabt haben, wenn da ein Radfahrer mit Zelt auftaucht – Armahüsler! Stimmt ja irgendwie aber die wissen nicht was sie versäumen 😉 .
2024-07-17 Eine Entscheidung bahnt sich an und ich bin im interessanten Columbus angekommen. Quirlige Stadt für die Entwicklung Amerikas sehr wichtig. Luftfahrtindustrie, Kohle und Stahl waren bestimmend in der Vergangenheit. Sehr ansprechend war für mich das erste Gebäude von Peter Eisenman zu betreten im Wexner Center for Arts.
Weiters habe ich einen Glücksgriff mit meinem Host gemacht, zuerst Larry der mich in eine deutsche Gastwirtschaft entführt hat und wo wir die Gesänge des Deutschen Vereins gehört haben mitten in Amerika, sprich die singen deutsche Lieder und reden Englisch miteinander… Und anderen Tags Sascha, ein Ukrainer, der mich durch die Stadt geführt hat. Bezüglich Entscheidung meint, wie jetzt der weitere Weg Richtung Pazifikküste ausschauen kann – denke es wird die nördliche Route werden weil die Temperaturen doch außergewöhnlich hoch sind.
2024-07-22 Endlich ist die Last der Demokraten von den Schultern – bin gespannt wohin die Reise geht…. Bin froh dass die Maschinerie vom Grössten der Grossen zum stottern gekommen ist und sleepy Donald zu tun hat.
Meine Route ging über Indiana und Terre Haute, gestern nach Illinois. „Ohio – best state of all“ ( kommt nicht von Vance ), “ Indiana – bla bla bla“ jetzt in „Illinois – land of Lincoln“ .
Besonders schön finde ich unterwegs immer Radler zu treffen die meist in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind. Fix ist bis jetzt nach St.Louis und auf dem Katy Trail nach Kansas City.
2024-07-24 Eigentlich ist es relativ schnell gegangen bis ich im mittleren Westen angekommen bin. Illinois war in drei Tagen durchquert und jetzt bin ich in Missouri. Die letzten 1000 km waren landwirtschaftliche Nutzung und teils doch eine relativ arme Bevölkerung. Arm meint, dass ein Verkäufer in einem Lebensmittelgeschäft für vier Wochen Arbeit rund 1800 $ verdient. Übersetzt heißt das, davon gehen die Versicherungskosten ab, es gibt 10 Tage bezahlten Urlaub im Jahr und das ganze 12 mal im Jahr. Bei Krankheit erfolgt die Fortzahlung für drei Tage und wird dann von der Versicherung übernommen wenn man den eine hat. Definitiv viele haben keine! Speziell die Jungen die glauben nie alt zu werden. Die sozialen Gegensätze sind riesig. Oft ganze Viertel in zum Teil lausigen Mobilhomes die man bei uns nur in Feriengebieten in Italien und Frankreich kennt und Alte die in Ihren tiefen 70 ihrer zb bei Mac Donald an der Kasse stehen.
Zurück zur Reise: die Ankunft in St Louis war wirklich überraschend und großartig. Dieser riesen Bogen 192 m hoch aus den 60er Jahren, hat es wirklich in sich. Bei Sean hatte ich einen ganz angenehmen Aufenthalt und einen Einblick das in dieser Stadt die Bevölkerung 50 zu 50 verteilt ist – das ist komplett neu. Weiters habe ich immer noch das Gefühl, jetzt müsste eigentlich die Prärie anfangen, aber die Landschaft ändert sich nur marginal. Von St Louis bin ich jetzt auf dem Katytrail unterwegs der ziemlich genau Richtung Kansas City führt . Kunst, Kultur, Armut, unglaublicher Reichtum, wunderbare Natur mit durchsetzten Industrie alles gibt es hier und: die haben einfach Platz! Genug Platz um alles nebeneinander leben zu können!
2024-07-27 Nach St Louis bin ich den ganzen Katytrail hochgefahren, eine alte stillgelegte Eisenbahnroute über 430 km von einer üppigen Landwirtschaftzone in die beginnende Prärie.
Das Gebiet wurde anfangs des 19 Jahrhunderts das erste Mal über den Missouri befahren, eine sogenannte Expedition, weil noch keine Straßen weiter nach Westen führten. Mitte des Jahrhunderts wurde dann die Eisenbahnlinie von St Louis nach Houston Texas gebaut. Fleisch und Fälle nach Norden Mais und Soja in den Süden.
Ein ganz schönes Erlebnis war die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer wunderschönen Umgebung und der Natur. In Sedelia dürfte ich bei einem Pferdefestival mit 600 Pferden und Reitern dabei sein. Die große Veranstaltung in ca 2 Wochen werden dann 1500 Pferde anwesend sein. Unglaublich populär und unkompliziert wird hier vorgegangen und es ist beeindruckend wie zehnjährige Mädchen ihre Pferde beherrschen.
Trump hat sich gerächt: mitten im Katytrail, ist bei einem seltenen Haus das Plakat für Donald aufgehängt gewesen. Da ich nicht auf Menschen schieße habe ich gedacht ich könnte es mit dem Plakat versuchen – habe wie im Kindertagen meine zwei großen Finger ausgestreckt, gezielt, geschossen aber leider nur gestreift und beim wegblasen des Schmauchs hat sich Donald gerecht und mir blitzschnell eine kleine Grube ausgehoben. Ich noch nicht beide Hände am Lenker habe einen kleinen Salto gemacht und bin im groben Kies verkratzt zum liegen gekommen. Beide Arme und am Kopf hat es mich erwischt …. Was 10 cm weiter rechts alles ausmachen kann!
2024-08-02 Das wunderbare an warmshowers.com ist nicht die holprige Website, sondern die außergewöhnlichen Menschen die man dort treffen kann! Vielen besonderen Dank an Nancy, Milt, Sean, Mike, Rodney, Bito, Roijer, ….. um nur einige zu nennen – einfach großartig so großzügig Unterstützung zu erhalten – Danke Euch allen!!!!!
Weiter geht’s in Kansas, ….
2024-07-30 Kansas, jetzt hat sie angefangen die Landschaft der Prärie. Zuerst unmerklich, weil die Felder kleiner sind und von Bäumen umrahmt und die Hügel flacher werden. Auf dem 200 km langen Flint Hill Trail gerade nach Westen war ein flottes Vorwärtskommen einfach, aber die Temperatur und der Süd- Nordwind haben ordentlich zugelegt. 40 Grad sind heute angesagt, die folgenden Tage und geht es nochmals um 2-3 Grad nach oben.
Jetzt wird sie sichtbar, die Prärie wie ich sie mir vorgestellt habe. Mit der Vorstellung, dass hier tausende von Bisons auf und ab gewandert sind ist beeindruckend.
2024-08-04 Irgendwie habe ich die Landschaft in Kansas sehr genossen. Es ist doch eigenartig eine Straße über 700 km in einer Linie zu folgen. Die Distanzen sind einfach riesig aber der Wind hat es gut mit mir gemeint.
In der Mitte auf einer Höhe von rund 200 m startet dann das Plateau langsam Richtung Colorado. An der Grenze hat man dann schon eine Höhe von rund 1200 m und es wird endlich ein bisschen kühler – kühler meint nur 35 Grad! Auf dieser schrägen Ebene begegnet man neben Mais Weizen Hirse auch recht vielen Erdölpumpen mit ihrem Equipment. Ebenso die vielen eingezäunten Rindviecher die hier warten bis sie in Hamburger verwandelt werden. Ich glaube der Großteil der Zonenbepflanzung die ich durchfahren bin dienen dem Vieh als Futter um den riesigen Fleischkonsum der Amerikaner zu stillen.
Mit dem Verlauf meiner Reise komme ich jetzt an einen entscheidenden Punkt und werde die Route quer durch Colorado weiter nach Utah, vielleicht ein bisschen Arizona und dann nach Nevada weiterverfolgen.
2024-08-05 Das war sie die Prärie. Bin heute am Fuße der Rocky Mountains angekommen. Die letzten paar Tage durch die Prärie haben mich sehr angesprochen. Besonders der Teil in Colorado der von 200 m auf 1400 m aufsteigt, war wunderschön.
Spannend war auch der Besuch im rekonstruierten Ford Bent, das viele Jahre Handelsposten auf dem Weg nach Santa Fe war und auch ein wichtiger Stützpunkt im Austausch mit den Cheyenne Indianern. Während dem zehnjährigen Krieg mit Mexiko sind die östlichen Gebiete bis zur jetzigen Grenze nördlich des Rio Grande und westlich bis nach Tijuana von den Amerikanern 1874 erobert worden.
Vorgestern habe ich den ersten deutschsprechenden Fahrradfahrer aus Sachsen kennengelernt. Er hat mir gleich verraten dass er seine ganze Tour von 90 Tagen bereits auf Komoot geplant hat.
„Stimmt es dass die Sachsen jetzt wieder die Mauer neu errichten wollen um alles wieder so zu machen wie es war und sie dann wieder offiziell den flüchtenden in den Rücken schießen können?“
Volle Breitseite und unsere kurze Freundschaft war beendet …..